Uns beschäftigt, ob wir die einzige "intelligente" Zivilisation im All sind. Die elementaren Grundbausteine lebender Materie stellt das Universum seit den ersten Supernovaexplosionen - also wenigstens seit 13 Milliarden Jahren bereit. Im Spektrum der 11 Milliarden Jahre alten Radiostrahlung eines Quasars (MGJ0414+0534) etwa gelang es Wasser nachzuweisen. Unsere Erde ist vor 4,6 Milliarden Jahren aus dem Staub zuvor explodierter Sterne entstanden. 700 Millionen Jahre danach hatten sich einfachste Lebensformen entwickelt. Und 3 Milliarden Jahre ist es bei einfachen Lebensformen geblieben. Die Evolution auf der Erde hat fast 4 Milliarden Jahre benötigt, um aus lebendem "Schleim" eher zufällig als zielstrebig den Menschen hervorzubringen. Unsere eigene Existenz bestätigt die Gültigkeit des "Schwachen Anthropischen Prinzips": Das Universum lässt die Entstehung von "Beobachtern" zu. Nicht bewiesen ist damit das "starke" Prinzip, dass sich im Universum intelligente Lebensformen entwickeln müssen. Und wir dürfen nicht so überheblich sein, intelligente Lebensformen müssten menschenähnlich sein (homozentrische Sichtweise). "Außerirdische" müssen keineswegs auf 2 Beinen stehen und könnten ganz anders gebaut sein. Sie könnten eine andere Biochemie zur Grundlage haben, mindestens aber wegen abweichender Schwerkraft anders gebaut sein. Unsere Art gibt es nur ein mal im Universum.
Die Spezies Mensch erfüllt besondere Intelligenzkriterien, obwohl sich in der Vergangenheit so manches Kriterium als überheblicher und eitler Irrtum entpuppt hatte. Spiegeltests etwa mit vielen höheren Tieren - Schimpansen, Krähen, Elstern, Delphinen, sogar Putzerfischen - zeigen zumindest, dass sie sich selbst erkennen. Nehmen wir als Beispiel Fähigkeiten zu ahnen, was ein anderer Mensch denkt oder wie ein anderes Lebewesen sich fühlt, den Antrieb ihm mit eigenem Verhalten zu helfen. Oder ein Bewusstsein entwickeln zu können für Ereignisse in der Zukunft etwa des eigenen Todes, empfinden wir als besondere Qualität (Voraussagefähigkeit, antizipierendes Denken). Todesbewusstsein kann als Kriterium für Intelligenz gewertet werden, zugleich aber stellt es eine psychische Last dar. Ungewiss bleibt wie lange Menschen während ihrer evolutionären Entwicklung diese Last schon mit sich tragen. Wir können annehmen, unsere Vorfahren konnten solche Intelligenzkriterien schon vor mehr als 100.000 Jahren erfüllen. Radio-Signale aus dem All empfangen und deuten können wir erst seit 100 Jahren. Diese Fähigkeit wollen wir als Kennzeichen einer technisierten Zivilisation benutzen, weil es für diese Diskussion nützlich ist. Wir wissen nicht, wie lange die Spezies Mensch künftig noch extraterrestrische Signale empfangen kann. Nehmen wir an, es seien noch 100.000 Jahre. Intelligenz allein ist kein hinreichendes Kriterium für eine lange Überlebenszeit einer Art. Wenn wir eine solche Evolutionsgeschichte als typisch ansehen - was eine sehr gewagte Annahme ist -, könnten wir aus 46.000 Planeten mit freundlichen Bedingungen für höher entwickelte Lebensformen einen zur interstellaren Kommunikation geeigneten finden. Die Annahme 100.000 Jahre ist sehr willkürlich, zeigt aber ein Problem auf: Für eine interstellare Kommunikation müssen 2 Zivilisationen mit ihrem jeweils verglichen mit dem Alter der Welt kleinen Zeitfenster ihrer Existenz zusammenfinden. Daraus ergibt sich ein Zeitfaktor für die gleichzeitige Existenz kommunikationsfähiger technisierter Zivilisationen. Und Vorsicht ist auch dabei die Mutter der Porzellankiste: "Horchen" nach Signalen ist ungefährlich, Sendungen von Signalen könnte dagegen so ausgehen wie für die Ureinwohner nach der Ankunft von Columbus. Man muss ja davon ausgehen, dass eine extraterrestrische Zivilisation viel weiter entwickelt ist als die Menschheit jetzt.
Bei der Sternentwicklung aus Gas- und Staubwolken gibt es nur zwei Möglichkeiten wie der im Material vorhandenen Drehimpuls "verarbeitet" werden kann: entweder es entsteht ein Doppelsternsystem (bzw. Mehrfachsternsystem) oder ein Einzelstern mit einer umgebenden rotierenden Scheibe - aus der sich Planeten entwickeln können. Beide Fälle müssen deshalb oft vorkommen. Planeten begleiten wahrscheinlich die Hälfte aller Sterne. Bei schätzungsweise 1023 Sternen im für uns sichtbaren Teil des Universums können wir mit der gleichen Größenordnung von Planeten rechnen. Wegen ihrer verschwindend geringen Helligkeit im Vergleich zu ihrem Stern können Planeten bisher direkt mit Teleskopen nur sehr schwer beobachtet werden - von Sonderfällen jupiterähnlicher großer Gasplaneten abgesehen. Große Gas-Planeten vergleichbar unserem Jupiter (318 Erdmassen) verraten sich auch leichter durch ihre Gravitationswirkung auf den Stern, der Stern "wackelt" ein wenig entsprechend dem Umlauf des Planeten. Eine Bewegung in Blickrichtung zum Stern kann durch die zyklische Verschiebung seiner Spektrallinien erkannt werden. Man entdeckt sie bei mindestens 5% aller Sterne, laufend werden mehr - inzwischen einige Tausend - entdeckt. Zunehmend gelingt es mit ausgefeilten Verfahren weitere kleinere erdähnliche Planeten aufzufinden - etwa mit der Radialgeschwindigkeitsmethode (Doppler-Effekt) oder Interferenzverfahren, bei denen das dominierende Licht des Sterns weitgehend unterdrückt wird. Auf dem Mt. Graham (Arizona) und dem Inzana (Teneriffa) sind spezielle Teleskope mit 2 Strahlengängen auf die Planeten-Jagd gegangen und in der Erdumlaufbahn werten Satelliten von ESA und NASA (etwa wie "Spitzer" und "Kepler" und in geplanten Projekten wie TESS und PLATO sowie James Webb bestimmte Helligkeitsschwankungen von Sternen aus ("Sternfinsternis"): ein Planet schattet geringfügig ab, wenn er in Blickrichtung vor dem Stern vorbeizieht (Transit). Mit dieser besonders erfolgreichen Methode lassen sich naturgemäß Planeten finden, deren Bahnebene nahe genug zur Blickrichtung von der Erde aus liegt, so dass der Stern eben ein wenig abgeschattet wird. Erdähnliche Exoplaneten sind wegen ihrer geringen Größe dennoch schwer zu finden. Die Entdeckung von Exoplaneten wie Proxima b im System Proxima Centauri, Trappist-1e, f, g, Gliese 667Cc, Kepler-452b, -442b, -22b, -62f, -80g und -186f, K2-288Bb, Koi 5715.01, GJ357d, Wolf 1069 b, u.s.w. zeigt, dass verschiedene Beobachtungsmethoden inzwischen dafür empfindlich genug sind. Aus den Daten der Kepler-Mission konnten sogar Planeten kleiner als die Erde entdeckt werden. Die Beobachtungsmethode kann sogar mittels Analyse von Absorptionslinien im Spektrum des Sterns verraten, ob der vorbeiziehende Planet eine Atmosphäre besitzt. Fortschritte erhofft sich die NASA vom Projekt Starshade, ein weit vor dem Weltraumteleskop entfalteter Schirm soll das dominante Sternenlicht abschirmen, während das der begleitenden Planeten gerade noch in den Strahlengang gelangt. Ozon- und Sauerstofflinien können auf Photosynthese und damit Leben hinweisen. Denn zur Photosynthese fähige Lebensformen verraten sich durch ein Nicht-Gleichgewicht in der Chemie der Atmosphäre. Solche Lebensformen erzeugen ein Spektrum mit Absorptionslinien gleichzeitig von Sauerstoff/Ozon und Kohlenwasserstoffen wie Methan. Planeten sind wegen der riesigen Zahl der Sterne entsprechend auch zahlreich, in der Milchstraße werden viele Milliarden beheimatet sein. Günstige Bedingungen für Leben werden dagegen sehr selten vorhanden sein. Nach unseren Vorstellungen - orientiert am Beispiel Erde - sollte das auf Planeten oder großen Monden (als Begleiter von Planeten) mit harter Kruste und flüssigem Wasser, einer Gashülle und passenden Temperaturen (vielleicht zwischen 0 und 120°C) der Fall sein. "Extremophile" Lebensformen können freilich noch unter exotischen Bedingungen - in für uns kaum für möglich gehaltenen Umgebungen - existieren. Die Entwicklung höherer Lebensformen hat auf der Erde einen langen Zeitraum von fast 4 Milliarden Jahren benötigt. Diese Zeit ist nicht klein verglichen mit dem Alter des Universums (13,75 Mia Jahre]. Und in den ersten Milliarden Jahren war der Kosmos lebensfeindlich: Zunächst war nur Wasserstoff und Helium in größeren Mengen vorhanden und große Sterne beendeten ihr kurzes heißes Leben mit einem lebensfeindlichen Gammablitz. Leben erfordert einen (gelb oder rot strahlenden) Stern mit langer Lebensdauer (sonnenähnliche Sterne leuchten gelb, rot strahlen Zwergsterne) und einen Planeten mit passender "Chemie" in einer stabilen geschlossenen Umlaufbahn mit einem Abstand zum Stern in der habitablen Zone (in der Wasser flüssig vorliegt), einer Bahn nicht zu sehr von der Kreisform abweichend und einer passenden Eigenrotation, die extreme Klimaschwankungen vermeidet und Photosynthese erlaubt. Denn freier Sauerstoff scheint ein Schlüsselelement für die Entwicklung höherer Lebensformen zu sein. Bis zu einer Milliarde Planeten innerhalb der Milchstraße könnten solche Bedingungen bieten. Sollen die Lebensformen eine technisierte Zivilisation ermöglichen, sind nach dem Vorbild Erde weitere Bedingungen zu erfüllen: Die "Chemie" soll neben Kohlenstoff viele weitere Elemente und vor allem Wasser beinhalten - Wasser jedoch nicht zu viel, so dass Kontinente aus Ozeanen herausragen können. Das ist bei Planeten mit deutlich mehr Masse als unsere Erde unwahrscheinlich. Kaum vorstellen können wir uns wie im Wasser lebende intelligente Lebewesen elektronische Bauelemente entwickeln und zur interstellaren Kommunikation fähig sein könnten. Und eine Atmosphäre darf nicht von Sternwinden (Flare) weggeblasen werden, wie das etwa bei Proxima Centauri oder anderen Exoplaneten - die massearme Sterne umkreisen - möglich sein könnte. Ein Planet (in diesem Beispiel der erdnächste Exoplanet Proxima b) müsste ein schützendes Magnetfeld haben. Dieses wird durch die Konvektion von heißem Magma im Geodynamo erzeugt. Um einen solchen lange Zeit aufrecht zu erhalten braucht es dafür radioaktives Thorium oder Uran als innere Energiequelle des Planeten. Viele Bedingungen müssen stimmen, will man auf eine intelligente kommunikationsfähige Lebensform treffen.
Bei einem roten Zwergstern mit geringem Abstand des Planeten können Gezeitenkräfte zudem eine gebundenen Rotation bewirkt haben, bei der immer die gleiche Seite des Planeten zum Stern zeigt. Das muss jedoch kein Ausschlusskriterium für Leben sein, denn ringförmige Bereiche seiner Oberfläche können dennoch lebensfreundliche Bedingungen aufweisen. Und kleine rot strahlende Sterne sind nicht nur besonders zahlreich (man schätzt ihren Anteil auf 70% der Population), sie haben eine besonders lange Lebenserwartung und beherbergen anscheinend gern kleine Gesteinsplaneten - wie uns das Planetensystem Trappist-1 verrät. Solche Merkmale steigern die Wahrscheinlichkeit, dass sich dort eine intelligente Lebensform entwickeln könnte. Wegen ihrer geringen Leuchtstärke erscheinen solche Sterne innerhalb unserer Galaxis unauffällig und können nur in unserer näheren Nachbarschaft gefunden werden werden. Wenn man Kandidaten für eine interstellare Kommunikation sucht, sind wegen der noch relativ geringen Antwortdauer gerade solche nicht entfernten Planetensysteme interessant. Doch bereits bei dem nahen Planeten Trappist-1f müsste man immerhin schon 80 Jahre auf die Antwort zu einer Anfrage warten. Mit derzeit bekannter Raumfahrtechnik sind alle entdeckten Exoplaneten für unseren Besuch dort zu weit entfernt. Da andere Zivilisationen eine längere Entwicklungszeit haben könnten, wäre ihr Besuch bei uns mittels ihrer entwickelteren Technik wahrscheinlicher, doch ihr Interesse an der Erde mit ihren Eigenschaften scheint bisher gering zu sein.
Voraussetzungen für die Entwicklung intelligenter Lebensformen sind
bei Planeten um einem Einzelstern extrem selten gegeben und in einem Doppelsternsystem noch unwahrscheinlicher, denn die Planetenbahnen müssten über
lange Zeiträume stabil bleiben, was ja für die Evolution einer intelligenten Lebensform nötig
ist.
Immerhin sind bei den oben genannten Kandidaten ("Kepler objects of interest"
KOI) günstige Bedingungen nicht völlig aus zu schließen. Innerhalb der großen Zahl bisher
entdeckter Planeten verdienen sie besondere Aufmerksamkeit. Spekulieren wir
weiter, es seien
vermutlich viel zu optimistisch betrachtet bei jedem 1000.
"Sonnen"system für die Entwicklung von Leben passende Bedingungen vorhanden und
dass sich typischerweise Leben dort auch irgendwann entwickelt, so könnte bei
mindestens 200 Milliarden Sternen in der Milchstraße 200 Millionen Exoplaneten oder -Monde
Leben beherbergen. Mit dem Zeitfaktor für die gleichzeitige Existenz kommunikationsfähiger
technisierter Zivilisationen ergäbe sich dann eine Anzahl von 4400
kommunikationsfähigen technisierten
Gesellschaften in der Milchstraße. Unter
45000 Sternen könnte sich ein Planet mit zur Kommunikation fähigen Partnern finden lassen. Na
ja, ziemlich ernüchternd, aber unsere Milchstraße enthält nach anderen Schätzungen
sogar bis 500 Milliarden
Sterne, wenn man rote Zwergsterne
mit einschließt. Und Zwergsterne - wie Proxima Centauri - haben den
Vorteil einer unvergleichlich langen Lebenszeit, gut also für die Entwicklung
von intelligentem Leben, dessen Evolution sich viel Zeit nehmen will, schlecht
weil rote Zwergsterne meist aktiv sind und mit ihren Flares Atmosphären der
Exoplaneten wegblasen können. Es könnte
dennoch optimistisch betrachtet die Milchstraße
bis zu einigen Tausend Zivilisationen beherbergen - trotz all der Unsicherheiten
unserer Schätzung und vom restlichen sichtbaren Universum mit 80 Milliarden
Galaxien ganz abgesehen. Vor allem scheibenförmige mit ihren vielen
Sterngenerationen kämen in ihren Randbereichen in Betracht. Im zentralen Bereich
herrschen wegen zu häufiger Gammablitze eher lebensfeindliche Bedingungen, denn
im Radius von 100 Lichtjahren um die erzeugende Supernova ist die Strahlung
vermutlich tödlich. Erste Abschätzungen vergleichbarer Art waren von Frank Drake
angestellt worden (Green-Bank-Formel 1961). Danach ergaben sich innerhalb der
Milchstraße 10000 mögliche Zivilisationen. Nach neuen Schätzungen rechnet
Seth Shostak mit 20 technisierten Zivilisationen.
Die Suche nach extraterrestrischer Intelligenz (SETI) mit dem Empfang von Radiosignalen ist deshalb nicht abwegig aber eine schwierige Aufgabe: extrem schwache "künstlich" erzeugte Signale müssen im natürlichen Rauschen und gestört von irdischen Signalquellen wie Radar erkannt werden. Dabei wären die Radioteleskope nach obiger Schätzung auf viele tausend Positionen entfernter Sterne zu richten (aktuell "Breakthrough Listen" - Berkeley Projekt). Also suchen wir die "Nadel im Heuhaufen". Mit "Phoenix" werden gegenwärtig 1000 benachbarte (bis 200 Lichtjahre entfernte) Sterne im Frequenzbereich von 1,2 bis 3 GHz belauscht. Um Fehlsignale von irdischen Störquellen und natürlichen Quellen im Weltraum ausschließen zu können, werden verschiedene Techniken angewendet und die Signale nach harten Kriterien getestet. Der beste Ort zum Lauschen auf extraterrestrische Signale wäre zweifellos die Mondrückseite. Nur in einer vergleichsweise "geringen" Entfernung von wenigen 100 Lichtjahren kann man hoffen, für andere Zwecke bestimmte und nicht speziell ausgerichtete Signale noch erkennen zu können. Ein alternatives Verfahren besteht darin, nach Lichtblitzen zu suchen. Von starken Lasern erzeugte Lichtimpulse könnte wegen der guten Strahlenbündelung noch von weit entfernten Quellen stammen. Mit weiter entwickelten Empfangstechniken kann es deshalb irgendwann gelingen, Signale von intelligenten Lebewesen einer entfernten Zivilisation zu entdecken und dies am ehesten, wenn sie Signale aktiv und gerichtet auf die Erde sendet. Die Überlebenszeit einer technisierten Gesellschaft ist ein besonders kritische Variable, denn verglichen mit dem Alter der Milchstraße ist das immer eine verschwindend kleine Zeit in der ja beide Zivilisationen zur Kommunikation fähig sein und zeitlich zusammentreffen müssen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass eine extraterrestische Zivilisation einen weiter entwickelten Stand der Technik hätte als wir heute. Wenn wir unseren obigen Annahmen mit unsicherer Datenbasis folgen wollen mit einer Wahrscheinlichkeit 1000:1. Und dies bedeutet auch: Diese Zivilisation hätte sich selbst in ihrem längeren Existenzzeitraum nicht ausgelöscht, sie muss friedliche Wege zum Ausgleich von inneren Widersprüchen gefunden haben. Und das könnte zu der Hoffnung berechtigen, sie würde auch uns nicht feindlich begegnen wollen. Wir können die Annahme wagen, auf eine transhumanistische Zivilisation zu treffen vielleicht sogar mit Kennzeichen einer starken künstlichen Intelligenz. Hawking dagegen meinte, "wir sollten uns hüten, ihnen zu antworten: Die Begegnung mit einer fortgeschrittenen Zivilisation könnte wie die der amerikanischen Ureinwohner mit Kolumbus enden"... Aus unseren unsicheren Annahmen folgt auch, dass intelligente Lebewesen nach unseren unsicheren Kriterien gleich häufig in einer entwickelten technisierten Zivilisation oder in einer intelligenten Vorstufe davon leben würden. Wer sich informieren möchte, welche Argumente für oder gegen eine extraterrestrische Zivilisation in der Milchstraße sprechen, kann unter dem Begriff "Fermi-Paradoxon" Hypothesen dazu verfolgen. Die Suche nach extraterrestrischen Zivilisationen in anderen Galaxien ist nicht interessant: Signallaufzeiten sind viel zu lang.
Manche Forscher nehmen an, eine extraterrestrische intelligente Zivilisation bestehe wahrscheinlich aus Robotern. Denn die Entwicklung künstlicher Intelligenz (KI) schreitet rasant voran. Bisher ist vor Allem "schwache künstliche Intelligenz" erfolgreich, deren Algorithmus für eine spezielle Aufgabe zuständig ist. Eine "starke KI" dagegen könnte fähig sein, ohne konkrete Aufgabe selbsttätig zu lernen, was in absehbarer Zukunft eher unwahrscheinlich gelingen wird. Und erwarten würden wir wohl von ihr auch Eigenschaften wie Gefühl, Mitgefühl, Schmerzempfinden oder ethisches Verhalten im menschlichen Sinn.
Wenn wir der Ansicht von Martin Rees folgen wollen, sollten wir dennoch eher extraterrestrische Signale von Robotern als von intelligenten Lebewesen erwarten können. Denn die Zeitspanne der Existenz intelligenter Lebensformen relativ zu der von intelligenten Robotern könnte sich als klein herausstellen. Besondere Fortschritte brachte die Nachahmung neuronaler Netze mit der Eigenschaft des selbständigen Lernens (deep learning). Das Prinzip besteht darin, genau die "neuronalen Verbindungen" relativ zu stärken oder im Computer mehr zu gewichten - etwa mit einem Faktor für die zugewiesene Bedeutung eines Merkmals wie etwa 0,9 oder 0,1 und möglichst vielen Bearbeitungsschichten, die jeweils die Ergebnisse vorangehender Bearbeitungsschicht berücksichtigen. Das führt schnell zum Problem von "big data". Das setzt ein feedback voraus über Richtigkeit oder Fehler, den Erfolg oder Misserfolg des berechneten Ergebnisses. Das kann etwa durch ein Training mit möglichst vielen Beispielen geschehen. Menschen lernen schon als Kind mit ihrer Sensorik - etwa Schmerz nach einem Sturz - welches der beste Weg zur Koodinierung des Gleichgewichtes beim Laufen... ist, eben aus Versuch und Verbesserung des "Programms". Wie der Mensch verlangt KI also ein feedback, um ein Lernergebnis verbessern zu können.
Betrachten wir als Beispiel für schwache KI autonomes Fahren ohne Fahrzeugführer. Das ablaufende Programm bearbeitet schrittweise zuvor programmierten Code oder trainierte Abläufe, es kann sich nicht im menschlichen Sinn "entscheiden". Wenn das Fahrzeug in eine Crash-Situation kommt und sich "entscheiden" sollte, die Insassen oder Menschen vor ihm auf der Straße zu schonen, kann das nicht ohne wenigstens bestimmte Elemente starker KI gelingen. Der Übergang von schwacher zu starker KI ist fließend.
Das Programm AlphaGo Zero der Google-Tochter DeepMind konnte mit einem Rechner-Verbund (Energiebedarf 1MW) den Go-Weltmeister ohne menschliches Vorwissen also nur nach eigenständigem aber regelorientiertem "Lernen" besiegen. Das zeigt das Potential für die Zukunft, auch wenn das menschliche Gehirn derzeit noch mit extrem viel weniger Energieverbrauch bemerkenswerter Weise viel effizienter arbeitet. KI wird die Zukunft mitbestimmen. Es ist kaum abzusehen, wohin dies in Zukunft führen wird mit Folgen für die ganze Gesellschaft. Nicht nur "einfache" Tätigkeiten werden Roboter übernehmen, auch intelligente Tätigkeiten wie Diagnostik in der Medizin werden sich grundlegend wandeln. Gehversuche für schwache KI können wir miterleben wie am Beispiel autonom fahrender Autos - zuerst nur auf standardisierten genormten Straßen wie Autobahnen (normalerweise ohne Fußgänger und Tiere), zukünftig aber dann auch auch auf Landstraßen bei Unwetter oder Schnee... Künftig wird die ärztliche Diagnose von Ratgebersystemen unterstützt werden. Wie an diesem Beispiel auch deutlich ist, kann KI - wie wir es ja mit der Spezialisierung von Tätigkeiten in der menschlichen Gesellschaft auch kennen - viel leichter eingeschränkt aber sehr erfolgreich auf spezialisierte Aufgabenbereiche implementiert werden, man spricht ja deshalb von schwacher KI. Also nicht als Unversalroboter, der eine posthumane Zivilisation mit Ablösung der Menschheit anstreben und begründen könnte, dann als "starke KI". Damit einhergehende Besorgnisse könnten erst bei einer sehr viel weiter fortgeschrittenere KI aktuell werden, die auch ein Wertesystem beinhalten sollte und komplexe Eigenschaften vereint, die den Menschen ausmachen. Eine so geartete starke künstliche Intelligenz birgt wenigstens potentiell die Gefahr in sich, ob sie sich langfristig vom Menschen kontrollieren ließe. Denn irgendwann könnte sie jede menschliche Intelligenz und seine Fähigkeiten übertreffen und eine Art Selbstbewusstsein ausbilden.
In einem besonderen Einsatzgebiet haben Roboter schon jetzt ihre Vorzüge ausgespielt: im Weltraum und auf anderen Himmelskörpern. Denn der Weltraum ist für Menschen ziemlich "ungesund", die Evolution konnte uns dafür nicht gut vorbereiten. Spekulieren wir noch einmal: Eine aus Robotern mit starker KI bestehende Gesellschaft könnte in ferner Zukunft die Menschheit ablösen, Menschen als unterentwickelte Spezies dulden oder als überflüssig abschaffen. Eine solche Robot-Zivilisation hätte Vorteile bei der Kolonisierung des Weltraums und wahrscheinlich auch eine längere Überlebenschance als eine Zivilisation auf biologischer Grundlage. Biologisch basierte Intelligenz wäre insofern tendenziell eine Zwischenstufe vor einer intelligenten Roboter-Zivilisation. Nach dieser These ließe sich schlussfolgern: Besuchende Aliens würden uns wahrscheinlich als Roboter gegenüber stehen.
Das ursächliche Problem sind die gewaltigen Entfernungen zwischen den Sternen. Die "saubere" sozusagen fast leere Umgebung des Sonnensystems macht bestimmte kosmische Supergaus unwahrscheinlich. Andererseits befinden wir uns in einer kosmischen Isolation. Selbst wenn wir künstliche Signale in unserer Nachbarschaft in der Milchstraße fänden, würde dies immer noch einer Entfernung von vermutlich einigen 100 Lichtjahren entsprechen. Eine Kommunikation im üblichen Sinn, könnte bei einer Wartezeit auf eine Antwort von mehreren hundert Jahren nicht zu Stande kommen, also ganz zu schweigen von extraterrestrischen Besuchern mit feindlichen Absichten. Wir müssen uns wohl damit abfinden, dass wir in kosmischer Isolation leben. Der Kosmos hat offenbar einen "großen Filter", die Kommunikation zwischen intelligenten Lebensformen zu behindern. Die Umgebung der Sonne gleicht einer leeren Blase - eben ohne gewaltige Ereignisse wie Supernovae innerhalb der letzten 4,5 Milliarden Jahre. Die Suche nach künstlichen Signalen kann auf "unsere" Milchstraße - und Andromeda - beschränkt bleiben, die Expansion des Universums verhindert jede auf elektromagnetische Wellen basierte Kommunikation von weiter als 3 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxien. Deren Licht erscheint uns ja aus unerreichbarer Vergangenheit. 97% aller Galaxien entfernen sich zu schnell und wir können sie nur in ihrem Licht aus lang vergangener Zeit sehen...
Zahlreiche solcher "Glücksumstände" mussten zusammenkommen, damit der Planet Erde unsere Heimat werden konnte: Supernovae zur Bereitstellung der chemischen Elemente und Entwicklung eines Einzelsterns der richtigen Größe mit Planeten auf stabilen Bahnen, die Sonne nicht zu groß wegen ihrer sonst unzureichenden Lebensdauer für die Entwicklung von höherem Leben, nicht zu klein wegen zu großer Gezeitenkräfte auf die dann nahen Planeten (mit der Folge einer zum Umlauf synchronen Eigenrotation wie bei unserem Mond und vielleicht auch bei dem erdnächsten Exoplaneten Proxima b) und der Anwesenheit eines dauerhaften Magnetfelds, das vor dem Verlust der Atmosphäre durch Sonnenwind schützen kann. Planeten in der Lebenszone (im richtigen Temperaturbereich) mit harter Kruste und Wasser, ohne ständige Kollisionen mit anderen Himmelskörpern... Wenn wir im Gedankenexperiment zu fernen Welten reisen, würden wir offenbar extrem selten auf lebensfreundliche Bedingungen treffen und dort zu erwartendes Leben wäre Schleim. Im Ozean der Erde bekam das Leben seine Chance zur evolutionären Entwicklung. Mehr als 3 Milliarden Jahre sind vergangen, ehe sich aus einfachen schließlich komplexere Lebensformen gebildet haben und dann weitere 700 Millionen Jahre ehe daraus unsere technisierte Gesellschaft entstehen konnte. Anders stellt sich ein Szenario dar, nachdem sich eine technisierte Zivilisation entwickelt hat. Diese zur Raumfahrt fähige Gesellschaft kann intelligentes Leben exportieren und zwar über die habitable Zone hinaus etwa zum Mars oder als Stützpunkt sogar in kalte Bereiche des Sonnensystems auf einen Mond (wie etwa Jupiters Mond Europa oder Saturns Enceladus) oder Asteroiden, im Extremfall sogar auf einen Waisenplaneten fern von einem Stern. Denn Probleme mangelnder Energie können technisch im Prinzip etwa mit Kernenergie beherrscht werden im Unterschied zu Bereichen mit zu hoher Temperatur näher an einem Stern. Doch wir dürfen nicht unterschätzen wie schwierig ein Ökosystem installiert werden könnte zur Befriedigung all der unterschiedlichen Bedürfnisse und an vielfältigen Ressourcen, die eine technisierte Gesellschaft benötigt. Ganz zu schweigen von den vielen Feinheiten der evolutionären Anpassung des menschlichen Organismus an die speziellen Umgebungsbedingungen auf einer anderen "Erde", ihrer Schwerkraft an der Oberfläche, der Zusammensetzung und Dichte der Atmosphäre, dem verfügbaren Wasserangebot auf dem Festland, der rotationsbedingten Tageslänge und den von der Orientierung der Achse abhängigen Jahreszeiten... Stärkere Abweichungen beantwortet jeder Organismus mit Beschwerden, ehe eine genetische Anpassung gelingen kann. Und das trifft auf alle Lebewesen eines Ökosystems zu, dessen Teil der Mensch ist und das die Stoffkreisläufe zu garantieren hätte.
Wie verhält es sich mit Träumen wie Star Trek, also mit "Warp-Antrieb" und mehrfacher Lichtgeschwindigkeit in der Enterprise zu einer fremden Zivilisation zu reisen? Wenn wir bisher elektronisch keinen Kontakt finden konnten, fallen solche Reisen auch in Zukunft aus! Zwar bietet die Relativitätstheorie Szenarien, in die Zukunft zu gelangen - durch den Aufenthalt bei einer hohen Geschwindigkeit (möglichst nahe an der Lichtgeschwindigkeit) oder in einem starken Gravitationsfeld (nahe am Ereignishorizont eines Schwarzen Lochs), Zeitreisen in die Zukunft sind theoretisch demnach möglich. Eine hohe Geschwindigkeit würde die Raumzeit in Flugrichtung komprimieren, also auch die Reise an ein Ziel verkürzen. Technisch ist das eine wegen der erforderlichen zu großen Antriebsenergie auch in Zukunft für große Gegenstände wie ein Raumschiff kaum realistisch. Die andere Variante scheidet wegen unserer zu großen Entfernung zu einem geeigneten Schwarzen Loch aus (wegen ihrer geringeren Gezeitenkräfte - die den Besucher nicht zerreißen - würden sich dazu eher weit entfernte massereiche Löcher eignen). Entsprechend verhält es sich mit Wurmlöchern oder Zeitmaschinen. Abgesehen von der fehlenden technischen Realisierbarkeit: Wenn die Raumzeit nicht nur stark genug gekrümmt sondern auch noch sehr speziell geformt sein soll, treten immer große Gravitationskräfte auf, denen kein höheres Lebewesen gewachsen wäre. Hätten wir sonst nicht längst Besuch von einer der möglichen weiter entwickelten Zivilisationen im Universum bekommen? Überprüfbare Belege dafür fehlen. Immerhin gibt es Bemühungen mit kleinen Robotersonden zu nahen Exoplaneten zu gelangen, wobei 20% der Lichtgeschwindigkeit mittels terrestrischer Laserbestrahlung auf ein reflektierendes Segel erreicht werden sollen (Projekt Breakthrough Starshot). Zu Alpha Centauri würde die Reise dann 20 Jahre dauern.
Es wurden spezielle Zeitmaschinen vorgeschlagen, die sogar eine Reise in die Vergangenheit ermöglichen sollten, obgleich das im Unterschied zu einer Reise in die Zukunft unser logisches Denken verletzt. Es gibt viele Argumente, weshalb das unmöglich ist. Als Szenario reist ja immer eine Person in eine vergangene Welt zurück, zurück in einen Zustand des ganzen Universums mit einer geringeren Entropie. Abgesehen davon, dass dabei auch der betreffende Reisende verändert oder ganz verschwinden würde, wäre dazu eine nie verfügbare Energie nötig. Um mit einer Zeitschleife in die Vergangenheit zu gelangen, müsste man mit einem Raumschiff eine Geschwindigkeit oberhalb der Lichtgeschwindigkeit erreichen. Mit einem solchen Raumschiff könnte man sogar eine Reise in eine hypothetische Zeit vor dem Urknall unternehmen. Das verbietet die spezielle Relativitätstheorie, die die Lichtgeschwindigkeit als absolute Grenze akzeptiert hat. Eine andere prinzipielle Möglichkeit würde der Aufenthalt innerhalb des Horizonts eines Schwarzen Lochs bieten. Dort wäre man nach der allgemeinen Relativitätstheorie im Bereich negativer Energie, die Zeitschleifen zulassen könnte. Aber wer wollte schon eine so gefährliche Reise in ein heißes Ungeheuer ohne jede Möglichkeit zur Rückkehr unternehmen?
Größer sind unsere Aussichten auf
erfolgreiche Reisen zur Verbreitung, zum
Export der eigenen Zivilisation. Als Basis dafür können ja nicht nur
lebensfreundliche Planeten dienen, auf denen sich noch kein intelligentes Leben
entwickelt hat, sondern als Stützpunkte auch unwirtliche Orte, da wir unsere Umgebung
in gewissem Maße selbst
schaffen können. Der Mensch beweist ja schon auf der Erde, wie anpassungsfähig
er ist. Es ist auch eine erstaunliche Erfahrung, dass Menschen,
die längere
Zeit fern der Erde z.B. in der internationalen Raumstation ISS verbringen, diese als ihre "Heimat"
empfinden können. Damit sollen nicht der Aufwand und die technischen
Schwierigkeiten interplanetarer Flüge zum Mars oder einem Jupitermond
verharmlost werden. Aber wer hätte zu Christoph Columbus Zeiten annehmen
können, wie viele Menschen heute täglich ganz selbstverständlich von Europa nach
Amerika fliegen? Heute befinden sich oft 1 Million Menschen in der Luft - von
Ausnahmesituationen wie einer Pandemie einmal abgesehen. Die
günstige Bahn-Konstellation Erde-Mars wird Mitte der 2040er Jahre zu einem
Besuch von Menschen auf dem Mars einladen. Die zu schaffende künstliche Umgebung ist die eigentliche
Herausforderung, die einen langfristigen Aufenthalt des Menschen dort erst ermöglichen
könnte. Es wäre ja nicht nur der Mensch mit seinen verschiedenartigen
Bedürfnissen zu exportieren, sondern ein ganzes Biotop für einen möglichst
vollständigen biologischen
Kreislauf. Wenn wir nur den Menschen betrachten, nimmt er ja als blinde
Passagiere bereits einen
ganzen Mikrokosmos von Bakterien mit auf seine Reise. Jeden von uns
bevölkern viele Billionen Bakterien, dies besonders im "Mikrobiom" des Darms (geschätzt 1 bis 2 kg des
Körpers eines Erwachsenen sind "seine" Bakterien). So manche der mehr
als Tausend Arten davon ist noch nicht gut erforscht und die Wirkung mancher
von ihnen auf uns noch unbekannt. Auf unseren Schleimhäuten spielt sich ein
Überlebenskampf vieler konkurrierender Bakterien untereinander und mit Bakteriophagen ab. Sie helfen bei der Verdauung und der
Immunabwehr - meist können wir auf ihr Gleichgewicht vertrauen - aber ihre Toxine können uns auch krank machen. Wir
müssen es dankbar empfinden, wie leicht uns unsere Erde das Überleben
ermöglicht und welch große Vielfalt von Lebensformen mitwirkt, einen nahezu
geschlossenen Kreislauf auf unserem fast abgeschlossenen Planeten zu schaffen.
Das Magnetfeld der Erde und die Atmosphäre schützen uns vor dem Sonnenwind und
kurzwelliger UV-Strahlung. Der Sonnenwind
"weht" uns ständig relativ niederenergetische Protonen und Elektronen aus dem
Plasma der Sonne entgegen und kann als Folge von magnetischen Turbulenzen in der
Sonne einige Minuten lang lokal zum Sturm ausarten. Ein Weltraumspaziergang
außerhalb des Raumschiffs wäre
dann gefährlicher als ein Besuch beim Block 4 in Tschernobyl. Eine extreme
Sonneneruption ereignete sich 1859, bei der Telegraphendienste ausfielen und
Polarlichter nicht nur in Mitteleuropa, sogar in Cuba zu beobachten waren. In
der heutigen technisierten Infrastruktur wären bei einem solchen Ereignis
Störungen und Ausfälle einschneidender. Andererseits schützt Sonnenwind etwas
vor harter kosmischer Strahlung, die sich schwieriger abschirmen lässt. Eine
Reise zum Mars wäre aus Sicht des Strahlenschutzes während des Maximums des
Sonnenflecken-Zyklus von jeweils 12 Jahren weniger belastend.
Eine Herausforderung in einer ganz anderen Dimension stellen interstellare Flüge zu einem anderen Sonnensystem dar und zwar zusätzlich zu dem noch ungelösten Problem des leistungsstarken Antriebs. Wir wissen heute, dass lebensnotwendige Stoffe wie Wasser im Universum weit verbreitet sind. Die genauere Analyse von Kometen wird das für die weite Umgebung der Sonne bestätigen. Vor einer Reise in ein anderes Sonnensystem wäre es - wie wir gesehen haben - schwierig herauszufinden, ob dort lebensfreundliche Bedingungen anzutreffen sein werden. Bereits existierendes Leben wäre - so glaubt man - mittels Spektralanalyse atmosphärischer Gase zu identifizieren. Freier Sauerstoff oder Ozon sind reaktiv. Ihr Vorkommen könnte ein Hinweis auf Leben sein, da freier Sauerstoff ständig durch Lebewesen neu erzeugt werden müsste. Er war über viele Millionen Jahre zunächst kein Bestandteil der Erdatmosphäre, obgleich einfache Lebensformen schon existiert hatten. Besonders interessant wäre ein Lebenszeichen, wenn freier Sauerstoff und gleichzeitig höhere Kohlenwasserstoffe zu beobachten wären.
Eine Reise zu einem anderen "Sonnensystem" würde selbst bei Nutzung von Ionentriebwerken oder gar der hypothetischen Dunklen Energie länger als eine Generation dauern, "Generationenraumschiffe" wären nötig zur Kolonisierung solcher Exoplaneten oder Exomonde. Selbst das Alpha-Centauri-System mit drei Planeten ist mehr als 4 Lichtjahre entfernt und mit konventionellen Raketen mit chemischem Antrieb unerreichbar. Eine unbemannte Erkundungsexpedition müsste wohl einem Besuch mit Menschen vorangehen. Ob derartige bemannte Flüge in diesem Jahrtausend stattfinden können, wird von vielen Faktoren abhängen, nicht zuletzt besteht das Problem der Finanzierung. Jedenfalls hat uns die Evolution für interstellare Fernreisen schlecht ausgestattet. Wichtige Voraussetzungen dafür würde die Entwicklung vor allem der Medizin und der Gentechnik (Gendesign) noch schaffen müssen. Wollte man mit sparsamen Ressourcen einen Flug über viele Jahrzehnte oder mehrere Generationen bewältigen, wäre das mit wenigen wachen Menschen und einer Mehrzahl in künstlichem Winterschlaf mit möglichst geringer Alterung eher zu schaffen. Eine Auswanderung mit Bewahrung unserer genetischen Vielfalt kann in einer künftigen fortgeschrittenen Zivilisation in einer fernen Zukunft gelingen. Föten werden dann voraussichtlich außerhalb des mütterlichen Körpers heranwachsen. Konzentriertes Erbmaterial (etwa gefrorene Eizellen und Spermien oder Zygoten) ließe sich auf einer interstellaren Reise in einem kleinen Strahlenschutz-Bereich besser vor der kosmischen Strahlung abschirmen als der gesamte Aufenthaltsbereich einer Besatzung im Raumschiff. Der Sonnenwind schützt nur im Einflussbereich der Sonne (Heliosphäre) vor harter kosmischer Strahlung, nicht also im interstellaren Raum. Bärtierchen (Tardigrada) hätten bei einer solchen Reise weniger Probleme als wir Menschen: Sie können bei Trockenheit oder Kälte, dabei sogar unter Strahlenexposition ohne Stoffwechsel lange überdauern und bei guten Bedingungen wieder aktiv werden. Und dann bleibt noch die Spekulation wie sich die Robotertechnik weiterentwickeln wird. In einer fernen Zukunft werden Rechner eine Leistungsklasse erreicht haben, die kognitive heute nur Menschen mögliche Fähigkeiten beinhaltet und auch übertrifft. In Robotern implementiert könnte sich eine "Roboter-Subkultur" entwickeln. Die könnte Merkmale aufweisen wie sich selbst erhaltend, Roboter reparierend und vermehrend und den verbliebenen Menschen (ihren Schöpfern) vielleicht dienend, zumindest hoffentlich wohl gesonnen ihnen den "zoologischen Garten Erde" überlassend. Roboter hätten es leichter, das uns umgebende Universum zu kolonisieren, denn für biologisches Leben ist der Weltraum gefährlich. Und ihre an einem kosmischen Ort verbesserte "Software-Wissensbasis" lässt sich mit Lichtgeschwindigkeit verbreiten. Physisches Reisen würde nur ausnahmsweise notwendig sein und vorzugsweise durch Softwareübertragung (Informationsaustausch) ersetzt. Vielleicht werden Menschen Gendesign für die Erhaltung ihrer Art benötigen, um in ihren Fähigkeiten mit Robotern mithalten zu können.
Kosmische Strahlung besteht aus einem kleinen Anteil elektromagnetischer Strahlung darunter energiereicher Gamma-Strahlung mit Frequenzen bis 1027Hz (1013eV) und überwiegend aus Ionen der im Universum vertretenen Elemente - am häufigsten Protonen und He-Kerne. Ihre Geschwindigkeiten sind breit gestreut, die schnellsten von ihnen sind extrem nahe an der Lichtgeschwindigkeit mit Energien bis zu 1020eV - wie wir sie in Teilchenbeschleunigern nicht erreichen. Im LHC des CERN etwa können Protonen bis auf 1013eV beschleunigt werden. Als Strahlungsquellen werden verschiedene Prozesse im Universum angenommen, etwa bewegte Magnetfelder der Sonne. Nach jeder Supernovaexplosion entsteht durch Zerfall instabiler Isotope und bei der Wechselwirkung von Elementarteilchen energiereiche Strahlung. Strahlungsanteile mit höherer Energie stammen wahrscheinlich aus den Jets aktiver galaktischer Kerne (etwa M87). Hier zeigt uns die Natur eine Seite unserer Welt, wie wir sie uns nur im Zusammenwirken extremster Zustände vorstellen können: in frühen Stadien des Urknalls oder aktiven massiven Schwarzen Löchern. Diese harte kosmische Strahlung kann man nicht so einfach wie Sonnenwind abschirmen. Und jenseits der Heliopause könnte es gefährlicher sein, da der dort fehlende Sonnenwind nicht mit Partikeln der kosmischen Strahlung wechselwirken und sie schwächen kann. Viele Steine liegen auf dem weiten Weg vor unserem Besuch ferner Welten. Doch eine Notsituation oder einfach unsere angeborene Neugier können in einer fernen Zukunft den Export unserer Spezies zu einem Exoplaneten trotz aller Hindernisse möglich werden lassen.
Erlauben wir uns noch ein Gedankenexperiment: Eine ferne Zivilisation hätte die Umwandlung von Masse in Antriebsenergie so perfektioniert, dass sie ihre Raumschiffe bis nahe an die Lichtgeschwindigkeit beschleunigen könnte. Raum und Zeit wären dann keine unüberwindlichen Hindernisse mehr. Während eines solchen Fluges erscheint die Geometrie des umgebenden Weltraums verzerrt. Das Raumschiff würde wie durch einen Tunnel fliegen, Entfernungen in Flugrichtung würden schrumpfen, eine Uhr am Raumschiff würde für "ruhende" Beobachter langsamer gehen, innerhalb eines Menschenlebens könnten Entfernungen von einigen Lichtjahren zurückgelegt werden. Allerdings die Astronauten würden die Außenwelt mit ihren Augen nicht sehen können, das Licht der Sterne, vielleicht sogar die uns überall umgebende Mikrowellen-Hintergrundstrahlung, würde zu kurzwelliger Röntgen- oder Gammastrahlung verwandelt. Zusätzlich zu der dann auch nach höherer Energie verschobenen kosmischen Strahlung würde die Gammastrahlung vorn auf das Raumschiff treffen. Die Astronauten befänden sich in einer Tötungskammer, lebensfeindlich wie inmitten eines Kernreaktors... und hoffentlich haben sie noch wenigstens die Hälfte an Treibstoff dabei, denn sie müssten ihr Raumschiff vor dem Ziel abbremsen. Sonst wären sie dort wie im Zentrum einer Kernwaffenexplosion...
Heute befindet sich bei einer künstlichen Befruchtung (in-vitro-Fertilisation) ein "Retortenbaby" - auch bei der Präimplantationsdiagnostik - nur 2 Tage außerhalb der Mutter. Die Zeit von 2 Tagen ist juristisch begründet. Nach spätestens 6 Tagen möchte sich der Embryo jedoch in einen Uterus (eine Gebärmutterschleimhaut) einnisten. In einer künstlichen Schleimhaut blieben Tierembryonen bis zur 20. Woche lebensfähig. In der 21. Schwangerschaftswoche besteht für ein menschliches Frühgeborenes schon eine Überlebenschance. Eine intensive Unterstützung ist dann notwendig, denn viele Organe wie Lunge, Gehirn, Haut, Muskeln und der Verdauungstrakt sind noch nicht voll ausgereift. Lunge und Augen etwa sind noch an Fruchtwasser und die finstere Umgebung angepasst, das Frühchen ist schlecht auf ein Leben an der Luft (in einem Inkubator) vorbereitet. Immerhin, eine künstliche Plazenta (Gebärmutter) müsste nicht eine unkalkuliert lange Zeit überbrücken, etwa die Hälfte der Schwangerschaft. Im mit Fruchtwasser gefüllten "Biobag" entwickelten sich Schafembryos weiter, wenn sie Sauerstoff über die Nabelschnur erhielten. Die Entwicklung einer solchen Technologie wäre mit Anstrengungen und Rückschlägen verbunden, vielleicht vergleichbar dem Apollo-Programm im vergangenen Jahrhundert. Trotz der Risiken und zu erwartender Probleme wäre eine solche Herausforderung erfolgreich zu meistern, Priorität und gesellschaftlicher Konsens vorausgesetzt. Auswirkungen hätte das auf viele Lebensbereiche.
Vielleicht wird von einer künftigen Zivilisation Genengineering benutzt werden, um Menschen mit besonderen Ausprägungen auszustatten oder an andere Umgebungsbedingungen anzupassen. Menschen könnten etwa mehr Wert auf ein großes Gehirn und weniger auf entbehrliche oder hinderliche Teile ihres Körpers legen. Noch können wir uns nicht recht mit dem Gedanken anfreunden, aber es könnte notwendig sein, Spezialisten zu "züchten", die bei einem langen Aufenthalt in Schwerelosigkeit oder unter den abweichenden Bedingungen einer Raumstation oder eines anderen Planeten gesund bleiben können. Wohin Genengineering führen könnte, unsere Phantasie reicht dafür nicht aus.
Unsere Sonne hat eine Energiebilanz der Kernfusion im Inneren und der Abstrahlung an ihrer Oberfläche. Sie hat schon über mehr als vier Milliarden Jahre lebensfreundliche Temperaturen auf der Erde im inzwischen kalten Kosmos ermöglicht. Im Lebenslauf der Sonne verringert sich in ihrem Zentrum der Anteil an Wasserstoff, der mit Kernfusion in Helium verwandelt wird. Mit mehr Helium wird das Zentrum dichter und heißer, der Fusionsprozess heftiger und es können weitere Fusionsreaktionen zu Kohlenstoff und Sauerstoff "zünden". Die Heliumfusion wandert schalenförmig mehr nach außen, wo Wasserstoff noch vorherrscht. Dort ist der Gravitationsdruck des Plasmas geringer und der Stern bläht sich auf. Die Sonne wird von der Erde aus betrachtet schließlich ein riesiger roter Ball (Sonne als roter Riese) und bedeckt am Tag einen großen Teil des Himmels, sie hat Merkur und Venus verschluckt. Zwar ist dann die Oberflächentemperatur geringer aber wegen ihrer wachsenden Größe strahlt sie mehr Energie ab. In einer Milliarde Jahren wird die Bestrahlung der Erde bereits um 10% höher sein mit starker Wirkung auf das globale Klimageschehen: Ozeane erwärmen sich und beginnen schließlich zu kochen, die Atmosphäre driftet in den Weltraum. Die habitable Zone im Sonnensystem wandert langsam von der Erdbahn zu den äußersten Planeten. Falls es dann noch intelligentes Leben gibt, wäre es zum Auswandern in einen großen Abstand zur Sonne gezwungen. Die verbrannte Erde ist im Stadium des roten Riesen von der Sonne verschluckt worden oder auf eine Bahn weiter entfernt weggedriftet. Der Strahlungsdruck treibt in 6 Milliarden Jahren - etwa 10% des Wasserstoffs ist dann verbraucht - die äußeren Schichten der Sonne als Planetaren Nebel in den umgebenden Raum. Der Rest der Sonne mit 50% ihrer jetzigen Masse besteht schließlich aus einem sehr dichten Kern von der Größe der Erde - ein Zwergstern, der noch Millionen Jahre leuchtet.
Es ist ungewiss, wie lange es zuvor noch intelligentes Leben auf unserer Erde geben wird - jedenfalls wäre es in einer fernen Zukunft ein völlig anderes als die Menschheit heute. Die mittlere Lebensdauer einer Spezies bis zu ihrem Aussterben scheint eine große Bandbreite zu haben. Besonders einfache einzellige Lebensformen gibt es in fast unveränderter Form schon mehrere Milliarden Jahre, während andere Arten bereits in viel kürzerer Zeit ausgestorben sind. Entscheidend war offenbar die Anpassungsfähigkeit an sich ändernde Umweltbedingungen. Klimakatastrophen gaben insofern auch immer Chancen für Entwicklung neuer Arten. Und die Natur selbst schafft "Lösungen", wenn eine Art sich extrem vermehrt, zur "Plage" (für andere) wird. Die Evolution erfindet Fressfeinde, große oder ganz kleine. Die ungebremste Vermehrung der Menschheit ist eine solche Situation, auf die andere Lebensformen - Bakterien, Viren - reagieren. Heute entwickelt sich die Menschheit durch ihre noch ungebremste Vermehrung zum ärgsten Feind für die eigene Art: Jeden Tag wächst derzeit die Menschheit um mehr als 200.000. Das wird ein Problem wegen fehlender Ressourcen auf unserer Erde und wir werden uns immer mehr gegen Angriffe von Bakterien und Viren zu wehren haben. Die Verdopplung der Menschheit aller 40 Jahre darf nicht noch mehrere Jahrhunderte anhalten, wenn die Menschheit sich nicht selbst auslöschen will.
Menschen, menschenähnliches Leben oder wie Robert Merle es ausgedrückt hat "ein vernunftbegabtes Tier" gibt es erst seit wenigen Millionen Jahren. Schon Aristoteles hatte den Menschen als Vernunft- und Gemeinschaftstier beschrieben. Zu beweisen wäre immer noch, ob es sich um eine moralfähige Spezies handelt. Zeitgenossen sterben nicht aus, die dem Menschen einen exklusiven Status verleihen wollen, Opfer eigener Eitelkeit und Selbstüberschätzung. Ob jene Entwicklungsstufe des homo sapiens, die Signale aus dem All empfangen und auch dahin senden kann, die die eigene Vergangenheit zu entschlüsseln sucht und die Zukunft mitbestimmen möchte, entsprechend der oben gemachten Annahme dies (nur) noch 100.000 Jahre tun kann, ist ungewiss. Diese angenommene Zeit beinhaltet, dass "Intelligenz" - wie wir sie bisher kennen - die Lebensdauer einer Spezies nicht verlängert, sondern eher neue Risiken in sich birgt. Das muss nicht so sein und gibt Anlass daran zu arbeiten. Der Mensch ist als Genotyp nicht sehr hoch spezialisiert. Deshalb gelingt ihm eine Anpassung an unterschiedlichste Lebensumstände. Und die Trumpfkarte Großhirn hat das Potenzial Wunder zu bewirken, Mittel und Wege in extremen Situationen aufzuspüren.
Welche externe Bedrohungen warten auf die Spezies Mensch? Bei der großen Ungewissheit, welche Katastrophe wann möglich wäre, muss zuerst gefragt werden, wie wahrscheinlich sie ist. Doch die Zahlenbasis ist schwach, deshalb soll etwas Spekulation erlaubt sein. Seit der "kambrischen Artenexplosion" vor 570 Millionen Jahren finden wir Fossilien von Tieren auf der Erde und können im Mittel aller 100 Millionen Jahre ein Massensterben von Arten als Folge ökologischer Katastrophen beobachten. Wenn ein Ökosystem aus dem Gleichgewicht gerät, steigt die Artentodquote dramatisch an, da viele Arten voneinander abhängig sind. In der Vergangenheit waren es vor allem Klimaschwankungen, die einerseits zum Aussterben vieler Arten - besonders an der Erdoberfläche - geführt haben, andererseits aber auch die Evolution angetrieben und zur Entstehung neuer angepasster Arten beigetragen haben. Aus dem Isotopenverhältnis von 18O zu 16O in Proben von Bohrkernen aus Meeressedimenten und aus arktischem Eis kann auf die Temperatur lang vergangener Zeiten geschlossen werden, weil sich der schwere Sauerstoff 18O im Meer, der leichte 16O im Eis anreichert. Deshalb ist bekannt, dass auf der Erde die meiste Zeit bisher ein warmes Klima mit meist geringen Temperaturschwankungen geherrscht hat - die polaren Regionen waren eisfrei, der Meeresspiegel höher. In der Erdgeschichte hat es andererseits mehrere - darunter zwei extreme - Vereisungen gegeben. Bei diesen war die Erde (fast) vollkommen mit Eis bedeckt und zwar vor 2,3 Milliarden Jahren und zuletzt begann vor 735 Millionen Jahren eine Vereisungsperiode. Diese Vereisungen haben jeweils einige 10 Millionen Jahre angedauert (Schneeballerde). Als hauptsächliche Ursache wird die unterschiedliche Zusammensetzung der Atmosphäre in den Erdzeitaltern angenommen. Etwa könnte der Anstieg von freiem Sauerstoff in der Erdatmosphäre auf 21 Volumenprozent vor 800 Millionen Jahren - erzeugt von Lebewesen (Phytoplankton: Cyanobakterien und Algen) - eine Abnahme des Treibhausgases Methan (CH4) bewirkt haben mit der Folge einer Abkühlung, die sich durch die Schneebedeckung verstärkt; Schnee reflektiert tags Sonnenlicht und strahlt nachts stärker Wärme ab. Andererseits erhöht Vulkanismus auf einer vereisten Erde den Gehalt an Kohlenstoffdioxyd (CO2) in der Atmosphäre, denn dieses Klimagas kann sich dann nicht im eisbedeckten Meer lösen. Schätzungen nach könnte der CO2-Anteil in der Atmosphäre bis zum 350-fachen seines jetzigen Wertes angestiegen sein. Eine Warmzeit folgte. Extreme Klimaverschiebungen haben in der Vergangenheit entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Lebensformen auf unserem Planeten genommen. Also werden sie es auch in Zukunft tun, den Menschen eingeschlossen. Ein Beispiel dafür war die vor 252 Millionen Jahren entstandene Perm-Trias-Grenze mit gewaltigem Vulkanismus in Sibirien (Trapp), der Übersäuerung der Meere und einer Erwärmung von wenigstens 8°K.
Die letzte jetzt noch andauernde Eiszeit begann vor 30 Millionen Jahren (Vereisung von Antarktika) und verschärfte sich vor 2,7 Millionen Jahren mit der arktischen Vereisung, die Temperatur senkte sich im Mittel um 5° ab verbunden mit großen Schwankungen (+- 4°) zwischen inzwischen schon 20 eingelagerten Kalt- und Warmperioden. Unsere heutigen Klimamodelle sind wegen der zahlreichen Einflussfaktoren und ihrer gegenseitigen Beeinflussung noch unbefriedigend. Viele Ursachen für Klimaveränderungen werden diskutiert: sich zyklisch ändernde Parameter der Erdbahn und Orientierung zur Sonne (verursacht Bevorzugung der Süd- oder Nordhemisphäre in den Milankovic-Zyklen), wechselnde Sonnenaktivität verbunden mit dem Sonnenwind (im 17. Jahrhundert war es beispielsweise kälter und es gab fast keine Sonnenflecken und damit wenig Sonnenwind), schon geringe Schwankungen der Sonnenaktivität wirken sich stark auf das Klima der Erde aus, ferner die wechselnde Intensität der kosmischen Strahlung (der hochenergetischen Teilchen aus dem Kosmos), besonders aber die sich verändernde Zusammensetzung der Atmosphäre mit mehr oder weniger Treibhausgasen und Kondensationskeimen, mehr oder weniger Wolken und Staub. Temperatur und Strömungsverhältnisse in den Meeren - langfristig beeinflusst auch von der Kontinentaldrift - sowie der Austausch von Wasser und CO2 zwischen Atmosphäre (sowie Eis/Wasser auf Kontinenten) und dem Meer sind entscheidende Einflussgrößen. Besonders bedeutend scheint die Menge an CO2-verarbeitendem Phytoplankton im Polarmeer zu sein. Wie komplex die Zusammenhänge sind, verdeutlicht das Beispiel wechselnder Sonnenaktivität: Stärkere Magnetfelder der Sonne mindern die kosmische Strahlung auf der Erde, was weniger Kondensationskeime in der Atmosphäre und damit weniger Wolken und letztlich eine Erwärmung bewirkt. Die mittlere kosmische Strahlung ist über große Zeiträume betrachtet vermutlich auch nicht konstant und wird vom Lebenslauf weit entfernter Strahlungsquellen bestimmt: Im Universum gibt es Zusammenhänge, die wir bestenfalls ahnen. Das Klima auf unserem Planeten verändert sich nicht regelmäßig. Und es kann schneller als gegenwärtig geschehen, weil Einflussfaktoren sich gegenseitig verstärken, sozusagen potenzieren können. Auch die uns so stabil erscheinende Erdbahn um die Sonne kann sich langfristig ändern, Jupiter und Saturn gemeinsam etwa können ein abdriften bewirken wie in der Frühphase des Sonnensystems im Fall von Uranus und Neptun angenommen wird. Das Sonnensystem befindet sich jetzt in einem quasistationären aber nicht dauerhaft unveränderlichen Gleichgewicht.
Mit der Wanderung der Kontinente als Folge der Plattentektonik haben sich diese Verhältnisse in der Vergangenheit mehrfach verändert. Nichts ist so gewiss wie die Veränderung auch der Erdoberfläche. Normalerweise geschieht das im Zeitmaßstab von Millionen Jahren - uns Menschen schwer vorzustellen. Etwa die Subduktion des Ozeanbodens unter dem derzeit größten Ozean - dem Pazifik - wird sein Verschwinden bewirken: In 130 Millionen Jahren wird es voraussichtlich nur noch einen Superkontinent geben wie schon zuvor in der Erdgeschichte und einen vergrößerten Atlantik mit großen Folgen für das Klima der Erde. Der Pazifik wird verschwunden sein. Fördernd für eine Eiszeit scheint zu sein, wenn sich ein Kontinent in einer Polarregion befindet (wie Antarktika jetzt) und wenn die globale tropische Meereszirkulation durch Landbrücken - etwa zwischen Nord- und Südamerika - behindert wird. Dichte Wolken (mit geringer Transparenz in unteren Schichten der Troposphäre) reflektieren Sonnenlicht und strahlen Wärme im infraroten Bereich in den Weltraum ab, sie kühlen also. Hohe Zirruswolken lassen Sonnenlicht teilweise zur Erdoberfläche und strahlen - weil sie sehr kalt sind - wenig Wärme in den Weltraum ab, sie wärmen in der Energiebilanz. In wolkenlosen Gebieten beeinflusst der Absorptionskoeffizient der Erdoberfläche für Sonnenlicht (Albedo) die Wärmebilanz. Schnee etwa reflektiert nicht nur Sonnenlicht, er strahlt noch dazu Wärme ab, weil er im Infrarotbereich schwarz "aussieht". So nimmt man an, dass in der Eiszeit vor 650 Millionen Jahren wachsende Teile zunächst des Festlandes schneebedeckt waren, wodurch immer mehr Sonnenstrahlung reflektiert wurde. Die mittlere Temperatur ist deshalb weiter abgesunken bis schließlich sogar die tropischen Gebiete mit Eis bedeckt wurden. Von Gletschern transportierte Findlinge in damals äquatornahen Sedimenten beweisen das. Glücklicherweise sind die Kaltzeiten der aktuellen Eiszeit bisher weit weniger dramatisch verlaufen. Sonst hätten unsere schon lebenden Vorfahren keine Überlebenschance gehabt.
Das Universum mit seinen fast endlosen Räumen und Zeiten schenkt uns ziemliche Sicherheiten: Doch mit der Bewegung sonnennaher Sterne auf ihrer Bahn (um das Zentrum der Milchstraße) kann zu relativen Annäherungen an das Sonnensystem kommen. Vor 7 Millionen Jahren zog das Sternsystem Algol (3-Sterne-System) 9 Lichtjahre entfernt am Sonnensystem vorbei. Die Gravitationswirkung vorbeiziehender Sterne kann die Bahn von Kometen in der Oortschen Wolke so beeinflussen, dass sie später die Erdbahn kreuzen. In 1,3 Millionen Jahren soll der Stern Gliese 710 in die Oortsche Wolke eindringen und ein Lichtjahr entfernt von uns vorbeiziehen. Der Einschlag eines Kometen auf der Erde hätte dann katastrophale Auswirkungen. Falls es noch eine menschliche Zivilisation auf der Erde gäbe, hätte sie hoffentlich die technischen Mittel, die Bahn eines solchen Kometen zu korrigieren. Die große Leere im Weltraum beschenkt uns statistisch mit großer Sicherheit, doch völlig ausgeschlossen ist die Annäherung eines zuvor schwer zu entdeckenden dunklen Objekts nicht: Meteoriten mit Bahnrichtung aus der Sonne, Waisenplaneten (Beispiel für einen solchen Vagabund in 80 Lichtjahren Entfernung ist der Planet PSO J318.5-22 und 4 weitere gefundene Einzelgängerplaneten, die Zahl noch nicht entdeckter dürfte weit größer sein), erkaltete Zwergsterne, Neutronensterne, stellare Schwarze Löcher sind in Summe zahlreicher als große leuchtende Sterne und wir entdecken sie möglicherweise spät, am ehesten mit Infrarotteleskopen. Die Annäherung etwa eines Neutronensterns an das Sonnensystem hätte gravierende existenzielle Folgen, der aktuelle Klimawandel auf der Erde wäre dagegen lächerlich. Unter solchen Umständen könnten gegebenenfalls nur Nachkommen von wenigen Auswanderern auf einem fernen Exoplaneten überleben.
Es wird mehr als 2 Milliarden Jahre dauern, bevor zuerst mit der Vereinigung unserer Galaxis Milchstraße mit der Großen Magellanschen Wolke und später später beginnend in 3 Milliarden Jahren mit der großen Galaxie Andromeda M31 in unserer kosmischen Umgebung unruhige Zeiten anbrechen werden. Diese Galaxien werden einander durchdringen und in einem längeren Zeitraum durcheinander oszillieren, ehe sich schließlich eine große Galaxie - Mildromeda - aus ihnen formiert. Die zentralen Schwarzen Löcher (mit 2,6 Millionen Sonnenmassen in der Milchstraße und mit mehr als 140 Millionen Sonnenmassen in M31) werden voraussichtlich aktiv werden wie wir es an Quasaren beobachten. Nicht ausgeschlossen ist, dass sie sich irgendwann in einem spektakulären Ereignis vereinigen. Viele neue Sterne werden auch in "unserer" Nachbarschaft entstehen und die uns gewohnten Sternbilder werden sich völlig ändern. Die umgerührten interstellaren Gasmassen können dann auch zur Geburtstätte sehr massereicher Sterne werden, die ihr kurzes Leben mit einer Supernova als Neutronenstern oder Schwarzes Loch beenden (vergleiche auch Blasar). Im Gefolge kann es zu einem kurzen aber gewaltigen Ausbruch energiereicher Röntgen- und Gammastrahlung kommen. Wenn solche Strahlung auf einen Planeten wie die Erde in ihrem jetzigen Zustand trifft, würde seine Atmosphäre einen großen Teil der Strahlung absorbieren, vorausgesetzt der Gammaburst ereignet sich weit entfernt. Vor einem solchen Szenario in der nahen galaktischen Umgebung von wenigen 100 Lichtjahren wären freilich nur Bewohner der Tiefsee geschützt, ein auf die Atmosphäre gerichteter Strahl würde sie in ein ionisiertes Plasma verwandeln.
Es gibt in unserer Umgebung auch massereiche Sterne, die ihr Leben voraussichtlich als Hypernova in absehbarer Zeit beenden werden. An Sedimenten mit dem Eisenisotop Fe60 kann man erkennen, dass innerhalb der vergangenen 10 Millionen Jahre eine Supernova in der Entfernung von 300 Lichtjahren gegeben haben müsste. Mit dem Röntgen Satelliten ROSAT wurde am Südhimmel das Nachglimmen einer Supernova im Sternbild Segel (Vela) entdeckt, die sich in der Entfernung von nur 700 Lichtjahren abgespielt hat. Aktuell bekannte Kandidaten sind Beteigeuze in der Entfernung von 500 Lichtjahren, WR 104 in der größeren Entfernung von 7828 Lichtjahren und Eta Carinae etwa 8500 Lichtjahre entfernt. Wenn die Rotationsachse ausgerechnet in Richtung Erde zeigt, könnte ein Gamma-Strahlungs-Ausbruch von einigen Minuten Dauer für die Menschen auf der ihm zugewandten Seite gefährlich sein. Zu befürchten wäre auch die Entstehung von Stickstoffdioxid in der Atmosphäre - vergleichbar einer weltweiten Smogschicht, mindestens die Ozonschicht würde zerstört. Bisher ist kein solches Objekt in unserer Nachbarschaft mit auf uns gerichteter Rotationsachse gefunden worden. Gesteinsanalysen lassen zudem den Schluss zu, dass sich seit der Entstehung der Erde - also vor über 4,5 Milliarden Jahre - keine Supernova in unserer unmittelbaren Umgebung (< 50 Lichtjahre) ereignet hat. Einige Wissenschaftler immerhin glauben an einen Gamma-Blitz als Ursache des Massensterbens vor 450 Millionen Jahren. Die Strahlung ist nicht sehr genau in Richtung der Rotationsachse gebündelt. Damit besteht ab Entfernungen von einigen 1000 Lichtjahren eher keine Gefahr. Unsere unmittelbare kosmische Umgebung war und ist "sauber", kein Entstehungsgebiet für kurzlebige Riesensterne.
Der lokale Zusammenbruch des Magnetfeldes an der Sonnenoberfläche bewirkt den Auswurf von Materie (Flares und KMA, koronaler Massenauswurf). Das wäre für Astronauten bei Außeneinsätzen im Weltraum gefährlich. Das Magnetfeld der Erde in Verbindung mit der Atmosphäre schützen uns. Umpolungen dieses Magnetfeldes haben in vergangenen Epochen kein Massensterben bewirkt. Besondere Aktivitäten und Flares der Sonnenoberfläche können Störungen an Satelliten, Kommunikationsleitungen und bei der Energieübertragung über Freileitungen bewirken. Besonders bei roten Zwergsternen besteht die Gefahr, dass nahe Planeten in der habitablen Zone gefährlicher Strahlung ausgesetzt sein könnten, schlechte Bedingungen für die Entwicklung von Leben außerhalb eines Ozeans. Ein Beispiel dafür ist der Stern EV Lacertae.
Wie schon festgestellt wurde endet jedes Leben auf der Erde spätestens in einer Milliarde Jahren mit dem Lebenszyklus unserer Sonne, die Erde wird dann unbewohnbar heiß. Das ist kein Ereignis mit unbekannter Wahrscheinlichkeit, es ist ganz sicher. Venus und Mars beweisen, nicht allein ein Abstand von der Sonne in der "habitablen" Zone garantieren gesicherte Bedingungen für höhere Lebensformen.
Eine Gefahr mit ungewisser
Wahrscheinlichkeit droht dagegen viel eher: Der Einschlag eines
Asteroiden oder Kometen auf
unserem Planeten hätte schlimme Folgen - nicht nur unmittelbar am Ort des
Einschlags. Der Energieumsatz bei einer kosmischen Kollision hängt neben der
Masse von der Geschwindigkeitsdifferenz ab. Die ist in jedem Fall groß, so dass
ein 10km großer Körper leicht die Energie von mehreren Millionen Atombomben mit
sich bringen kann. Ein Teil der Kollisionsenergie verteilt sich über die
Atmosphäre, die Erdoberfläche verbrennt. Globale Erdbeben zerstören auch
Regionen, die nicht an Plattengrenzen liegen. Tsunamis können weite Gebiete
verwüsten, eine "Sintflut" auslösen, wie sie die Menschheit noch nicht erleben
musste. Die sich anschließende Klimakatastrophe führt als Folge des
Staubeintrags in die Atmosphäre zu einem mehrjährigen globalen Winter. Risse in
einer Kontinentalscholle könnten schließlich schwer kalkulierbare vulkanische
Aktivitäten auslösen. In der frühen Entstehungsphase unseres
Sonnensystems waren Meteoriteneinschläge an der Tagesordnung. Die Oberfläche
unseres Mondes - geschützt vor Wasser, Wind und Wetter - hat das aufbewahrt und
spricht eine deutliche Sprache. Im jetzigen ruhigen Entwicklungsstadium des
Sonnensystems hat sich nach Jahrmillionen ein fein abgestimmtes Spiel der Gravitationskräfte
eingestellt, das zu vorwiegend zyklischen Abläufen geführt hat. Wegen der riesigen Zahl der beteiligten Körper,
ist das Alter unseres Sonnensystems aber doch noch
nicht groß genug, um jeden Zwischenfall schon vorweggenommen zu haben. Und Glück
haben wir auch mit dem mächtigen Jupiter, der solche Brocken gern wegnimmt, ehe
sie die Erdbahn kreuzen. Doch immerhin sind 440 größere Objekte mit erdnahen Bahnen (Near
Earth Objects, Neos)
bekannt. In jedem Jahr werden etwa 1000 zuvor nicht bekannte meist kleinere Objekte entdeckt,
die bis in die Erdbahn eindringen. Die Chaostheorie
sagt uns, dass wir die künftigen Bahnparameter für Asteroiden und Kometen im Vielkörpersystem
der Sonne nicht genau genug bestimmen können, um eine sehr lange Vorwarnzeit zu garantieren. Im
Zeitablauf aller 30 Millionen Jahre könnte es zudem
eine etwas gefährlichere Zeit geben, wenn sich die Sonne innerhalb unseres
Spiralarms der Milchstraße durch einen etwas dichter mit Sternen bevölkerten
Bereich bewegt und zusätzliche Gravitationskräfte auf unser Sonnensystem
einwirken. In der zentralen Scheibenebene wird auch mit einer höheren Dichte an
Dunkler Materie gerechnet. Zuletzt hat die Sonne vor 1 Million Jahren diesen
Bereich verlassen und bewegt sich nun in einem ruhigeren Fahrwasser. Andere
Spekulanten sehen eine Gefahr gerade darin, dass sich das Sonnensystem ca. aller
61 Millionen Jahren am weitesten aus der Scheibenebene der Milchstraße entfernt
und dort höherer kosmischer Strahlung ausgesetzt ist, die sonst durch das
Magnetfeld unserer Galaxis abgeschirmt wird.
Wer sich für Einschlagswahrscheinlickeiten bekannter
Objekte interessiert, kann Sentry besuchen eine vom JPL geführte Liste bisher
entdeckter potentiell gefährlicher Asteroiden. Demnach droht in absehbarer Zeit
kein dramatischer Einschlag auf der Erde. Man darf dennoch diese Gefahr nicht
unterschätzen: "Das Sonnensystem ist eine kosmische Schießbude". Spekulationen
ranken sich um im Weltraum zwischen den Sternen "herumirrenden" Geisterplaneten,
die nicht zu erkennen sind und deren Zahl ungewiss ist und auch um einen angeblich gravitativ mit der Sonne verbundenen braunen
Zwergstern "Nemesis", der eine Umlaufzeit
von 26 bis 27 Millionen Jahren haben soll. Auch er könnte Himmelskörper in der
Oortschen Wolke in Richtung Erde ablenken. An
Beschuss-Material fehlt es dort nicht: Kugelförmig umgibt die Oortsche Wolke das
Planetensystem bis zu 1,5 Lichtjahren mit - so nimmt man an - einer Billion kometenartiger Brocken.
Weiter innen bis zur Bahn des Planeten Neptun befindet sich der Kuiper-Ring mit
einer Milliarde Kometen und Kleinplaneten. Und schließlich bewegen sich vorwiegend aber nicht nur
im Bereich zwischen Mars und Jupiter einige Millionen Asteroide um die Sonne. 200 haben
einen Durchmesser von über 100km, tausende sind wenig kleiner. Welche Auswirkung die
Kollision mit dem Kern eines Kometen hätte, konnten wir beim Kometen Shoemaker-Levi 9 als Augenzeugen beobachten. Der Komet war bereits 1992 beim
Vorbeiflug am Jupiter zerbrochen
und die Bruchstücke schlugen mit 210.000 km/s im Juli 1994 in den Jupiter ein.
Die gewaltigen Feuerbälle waren größer als die Erde. Da wir wenige
Einschlagkrater auf der Erde finden, die noch nicht von der Erosion unkenntlich
gemacht sind, können wir annehmen und hoffen, dass solch ein Ereignis
im Mittel nur im Abstand von einigen 100 Millionen Jahren vorkommt. Aber
die Wahrscheinlichkeit ist unberechenbar - gleich morgen könnte der countdown
beginnen. Ein großer Brocken
von 10km Durchmesser - der Chicxulub-Meteorit oder besser - Komet - ist vor 65 Millionen Jahren am
Ende der Kreide-Zeit in Mexiko eingeschlagen und hat zu einem Massensterben
beigetragen, bei dem 75%
der Arten verschwanden. In den Ablagerungen aus dieser Zeit (KT-Grenze zwischen
Kreide und Tertiär) finden sich weltweit Reste großer Brände. Die große Zeit der Saurier
ging damals zu Ende. Dieser Krater ist heute 900m tief im Sediment verborgen. Der
Einschlag verrät sich an bestimmten Glas-Kiesel-Mineralen, die nur bei extrem hohen
Temperatur- und Druckwerten und rascher Abkühlung entstehen, und am hohen Anteil
von Iridium in der abgelagerten Sedimentschicht, welches vom Meteoriten herrührt.
Beispiele noch sichtbarer Krater sind der Vredefort-Krater in Südafrika, dessen Alter
mit 2
Milliarden Jahren angegeben wird. Das Nördlinger Ries entstand vor 15 Millionen Jahren.
Dort hat ein
vielleicht 700 m großer Meteorit einen Krater mit 25 km Durchmesser und ein
kleineres Bruchstück das Steinheimer Becken hinterlassen. Die
immer noch 1000-fache Wirkung der Bombe von Hiroschima kann man bei dem "kleinen" Meteoriten
mit 50m Durchmesser (aber 300000t Masse) am "Meteor Crater" in Arizona (Barringer
Crater, Bild rechts oben) bestaunen. Der Krater ist 49.000 Jahre alt,
1300m im Durchmesser, 190m tief und noch verhältnismäßig wenig durch
Erosion verändert. Aus einem Rest des eingeschlagenen Meteoriten (Canyon Diablo)
konnte auf das Alter des Sonnensystems mit 4,55 Milliarden Jahren geschlossen
werden. Vielleicht zerbarst im Jahr -467 ein Komet in der
Erdatmosphäre und verwüstete den damals von Kelten bewohnten Chiemgau. 1908 ereignete sich in Sibirien nahe dem Fluss
Tunguska eine
Hitze- und Schockwelle, die alle Bäume im Umkreis von 25km umknickte und
verkohlte. Mit einem Ereignis dieser Art ist statistisch im Mittel aller 300
Jahre zu rechnen. Die Wirkung eines Einschlags wird nicht nur durch Masse und Bahnparameter wie die
Geschwindigkeit bestimmt sondern auch durch das Beschuss-Material (gesteinartiges,
metallartiges oder gefrorenes Material etwa Wasser, Methan u.s.w.). Damals war
die abgelegene Gegend durch einen Kometen von vielleicht 50m
Durchmesser verwüstet worden, der beim Eindringen in die Atmosphäre explodiert
war. Bei (nichtperiodischen) Objekten aus den äußersten Regionen des
Sonnensystems kann mit einen hohen Anteil gefrorener und leichtflüchtiger
Bestandteile gerechnet werden. Ein größeres Objekt mit vielleicht 500m
Durchmesser hat um das Jahr 536 mit seinem Staubeintrag in
der Atmosphäre für eine globale Abkühlung gesorgt. "Kleine"
Brocken mit bis zu einigen 100 Tonnen Masse treffen fast jedes Jahr auf die Erde.
Bisher sind etwa 850 Asteroide bekannt, die sich der Erdbahn annähern können. Geschätzt wird, dass 600
größere Objekte mit
etwa 1km Durchmesser in den "Sicherheitsabstand" von einem Erdradius gelangen
können. Mit geringerer Größe der Objekte wächst deren Zahl. Je kleiner und
desto dunkler ihre Oberfläche gefärbt ist lassen sie sich schwer entdecken, am
ehesten mit Infraroteleskopen. Zu ihnen gehört u.a. der Asteroid 101955 Bennu,
der vielleicht 2182 der Erde sehr nahe kommen kann. Er hat einen mittleren
Durchmesser von 492m. Ein großer Kürbis (2015 TB145) mit einem Durchmesser von immerhin 400m
wurde erst
3 Wochen vor seinem Vorbeiflug an der Erde entdeckt. Manche Asteroiden haben eine langperiodische Bahn, die weit in den Raum
hinausreicht. Diese nähern sich deshalb nicht oft der Erde,
dann allerdings mit einer hohen Geschwindigkeit z.B. 50km/s. Es ist also nicht die
Frage, ob es zu einer solchen Katastrophe kommen kann, sondern eher
wann. Der Meteorid 2002MN mit 75m Durchmesser flog beispielsweise im Juni 2002
mit einem Abstand von 1/3 des Mondes an der Erde vorbei, wurde aber erst
einige Tage später entdeckt. Ein kleinerer etwa 45m großer Meteorid (2012 DA14)
näherte sich am 15. Febr. 2013 der Erde mit einer Geschwindigkeit von 28000km/s
bis auf 27350km, also bis innerhalb der Bahn vieler Satelliten. Bereits
entdeckte Körper mit Kollisionskurs am 14.02.2046 (Asteroid 2023DW) oder
Asteroid 52768 (=1998 OR2), 1950 DA, 1997 XR2 oder 2004 MN4 ("99942Apoph
is"
mit 325m Durchmesser) kommen der Erde nahe in den Jahren 2046 (2023DW) 2880,(=1950DA) 2101 (= 1936CA). Falls 99942 Apophis
sich 2029
beim Vorbeiflug entgegen bisherigen Berechnungen der Erde bis auf wenige 1000km
nähert, könnte er durch die Gezeitenkräfte der Erdanziehung zerbrechen
(interessant wird dann die "Roche-Grenze"). Bei einer
der folgenden Begegnungen - 2036 und vor allem 2068 - wäre dann ein Aufschlag von Bruchstücken nicht
mehr ausgeschlossen. Ein solches Problem des möglichen Zerbrechens besteht z. B.
auch bei dem Meteoriten-Paar 1999 KW4. Der NASA gelang mittels Radarpeilung eine
genauere Bahnberechnung für Apophis, womit eine direkte Kollision mit der Erde
bis mindestens bis 2105 ausgeschlossen werden kann. Dass noch nicht alle
gefährlichen Asteroiden bekannt sind zeigt der auch der Vorbeiflug von 2015 TB145
(Durchmesser 470m), der erst 3 Wochen zuvor entdeckt werden konnte. Also ein count down könnte
doch schon auch bald beginnen...
Heute ist noch keine Technik erprobt, einen sich auf Kollisionskurs nähernden Körper von seiner bedrohlichen Bahn abzulenken. 2022 wird versucht werden (Projekt AIDA), einen Asteroiden durch einen Impuls etwas von seiner Bahn abzubringen. Falls das früh genug geschieht könnte so ein Einschlag auf der Erde abgewendet werden. Die NASA hat eine Mission "DART" gestartet bei der 2022 die Bahn eines kleinen Mondes Dimorphos des Meteoriten Didymos durch einen Einschlag verändert werden soll. Die ESA plant ein vergleichbares Projekt "HERA" unter dem Sammelbegriff AIDA (Asteroid Impact & Deflection Assessment). Wir können auf Erfolge hoffen.
Die Vorwarnzeit zur Erkennung einer Kollision ist für erfolgreiche Bahnkorrekturen entscheidend. Deshalb sind Anstrengungen so wichtig, eine drohende Gefahr früh zu erkennen. Auf dem Haleakala (Maui, 3055m, Bild links) wird mit einem Teleskop gezielt nach solchen bewegten Objekten gesucht. Dabei werden helle Objekte im Empfänger selektiv unterdrückt, so dass lichtschwache Objekte besser hervortreten und ihre Ortsveränderung registriert werden kann. Die Suche wird bald noch empfindlicher möglich sein, wenn auf dem Mauna Kea (Hawaii, 4205m, Bild oben rechts) 4 Teleskope zusammen arbeiten. Dann können etwa Lichtblitze durch Höhenstrahlung in nur einem der 4 extrem empfindlichen Halbleiterdetektoren als Ereignis ausgeschlossen werden. Der Standort ist nicht nur wegen seiner Höhe geeignet. Die weite Wasserfläche des Pazifik gleicht Temperaturdifferenzen aus, die Dichteschwankungen der Luft und damit Bildunschärfe bewirken.
Eine andere Gefahr besteht in besonderen Formen
des Vulkanismus der Erde: Tiefeneruptionen aus Rissen in einer Kontinentalscholle oder
der Ausbruch einer der vorhandenen großen Magmakammern können sich jederzeit ereignen und
das Klima durch freigesetzten Staub und Gase schnell verändern. Der in die
Stratosphäre abgegebene sulfathaltige Staub führt
zunächst zu einer Abkühlung - also einer irregulären und plötzlichen Eiszeit,
die einige Jahre andauert.
Das freigesetzte Kohlenstoffdioxid führt danach zu einer langsamen Erwärmung, die das
Gleichgewicht des Klimas auf der Erde kippen kann. Man spekuliert, dass
eine Erwärmung der kalten Tiefsee um 5° zum Freisetzen des im Meer etwa
an den Kontinentalschelfen in fester Form lagernden Methanhydrats führt und dass dieses Treibhausgas die Erwärmung dann weiter steigert. Eine
lang andauernde Tiefeneruption in Sibirien
(Sibirischer Trapp, Flutbasalt mit CO2-Emission) hat vielleicht am Ende des Perm vor 250 Millionen Jahren das bisher größte
Massensterben auf solche Weise ausgelöst, bei dem 70 bis 95% aller Arten untergegangen
sind. Als Auslöser für das Zerbrechen der Kontinentalscholle wird über den Einschlag eines
Kometen spekuliert. Er könnte auf der entgegen gesetzten Seite in Antarktika
eingeschlagen sein.
Spekuliert wird andererseits auch, dass konvektionsbedingt vom unteren heißen Erdmantel
(aller 27 Millionen Jahre?) besonders ausgedehnte Eruptionen ausgehen könnten (Mantelplume).
Wir leben eben auf einer dünnen festen Kruste, die auf einem Meer flüssigen
Magmas schwimmt. Ein Beispiel in junger Vergangenheit war die Eruption des Laki
auf Island 1783. Die Aerosole in der Atmosphäre führten zu einer Abkühlung, der
einige Millionen Menschen als Folge der Hungersnot zum Opfer fielen.
Und es gibt gigantische Magmakammern, die prall gefüllt auf ihre
Entleerung mit von Menschen in geschichtlicher Zeit noch nicht erlebten
Auswirkungen warten: eine davon unter dem Yellowstone-Nationalpark in Wyoming.
Der letzte von mehreren großen Ausbrüchen - etwa aller 800.000 Jahre - hat sich
dort vor 640.000 Jahren ereignet. Ein solches Ereignis würde das Ökosystem stark beeinträchtigen aber in unserer Zivilisation vermutlich zum
Aussterben von Millionen jedoch nicht aller Menschen führen. Ausbrüche von
etwas kleineren Supervulkanen hatten sich in
jüngerer Zeit - vor 74.000 Jahren (Toba auf Sumatra) und vor 23.000 Jahren (Taupo
auf der Nordinsel Neuseeland) ereignet. Nach dem Ausbruch des Toba waren Ernten
durch Asche vernichtet und hatte sich
das Klima über Jahrzehnte verschlechtert (zunächst starke Abkühlung wegen der Staub-
und SO2-Emission, dann Erwärmung als Folge der CO2-Emission
und der CH4-Freisetzung aus dem Meer) gewiss verbunden mit großen
Hungersnöten in den damaligen Steinzeitgesellschaften besonders extrem in Indien. Tröstlich ist immerhin,
sowohl Homo sapiens wie auch - neanderthalensis haben als Spezies damals
geschafft, diese Notzeit irgendwie zu überleben, wenn auch dezimiert.
Deshalb glauben Genetiker aus der mitochondrialen DNA ablesen zu können, dass
alle heute lebenden Menschen von wenigen Vorfahren abstammen, die damals die
Folgen der Toba-Eruption überlebt hatten. Wie die Darstellung oben links zeigt war der
Vulkan Taupo auch später
(im Jahr 181) noch aktiv.
Inzwischen hat sich seine Caldera mit Wasser gefüllt und bildet den friedlichen Taupo-See
(Bild rechts). Am Horizont erkennt man in der Bildmitte den Gipfel des
aktiven Vulkans Ruapehu. Auch der Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora im Jahr
1815 bewirkte Hungersnöte im darauf folgenden "Jahr ohne Sommer".
Hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit sind die größten
Gefährdungen unserer Zivilisation durch den Menschen selbst gegeben:
Wir haben noch zu wenig intelligente Verfahrenswege zur
Konfliktbewältigung gefunden. Im letzten Jahrhundert
hat uns nur das Gleichgewicht des "Schreckens" vor einem vernichtenden
Kernwaffenkrieg oder besser gesagt der Besitz der Atomwaffen und die Erwartung
des Schrecklichen hat uns vor einem weiteren Weltkrieg bewahrt. Die
wichtigen Anstrengungen, die weitere Verbreitung von Massenvernichtungswaffen zu verhindern,
allein schützen uns nicht. Noch jeder Krieg in der Vergangenheit hat eine
Eigendynamik entwickelt, die nicht zu unterbrechen war. Das hängt offenbar mit unseren Anlagen zusammen.
Ein Urprinzip des Lebens sind Wettbewerb und Konkurrenzkampf. Wir besitzen kein
"Kriegsgen" aber die Bereitschaft zum Wettstreit, auch zum kollektiven
Wettstreit. Demagogische Verführer nutzen ein gesellschaftliches und kulturelles
Umfeld allzu leicht zu ihrem Machtgewinn mit dem Mittel "Krieg" aus. Eine Kultur
der friedlichen Konfliktbewältigung darf nicht Traum bleiben, muss ein
erfüllbares Ziel werden. Immerhin - wir sind auf einem Weg dahin: Bezogen auf
die Bevölkerungszahl gibt es weniger Tötungen. Gewaltmonopol des Staates,
Rechtsnormen, Handel zwischen vielen Partnern... fördern Selbstkontrolle,
stärken "Vernunft" gegen genetisch ererbte Neigung zur Gewalt.
Eine Grenze erwächst uns aus den Ressourcen unseres
Planeten. Hier ist besonders die demographische Entwicklung beeindruckend und beängstigend
zugleich. Unsere
Natur, unser genetisches Erbe, hat uns auf Vermehrung der Art programmiert. Unsere "Mutter Erde" ist
jetzt die Heimat
von 6 Milliarden Menschen und jeden Tag werden es 200 000 Menschen mehr. Vor nur 50 Jahren waren es noch 2,5 Milliarden.
Prognosen nach bewohnen zum Ende dieses Jahrhunderts 11 Milliarden Menschen die
Erde. Die Bevölkerung wächst in Entwicklungs- und
Schwellenländern. Diese Länder haben eine Bevölkerung mit überwiegend niedrigem Bildungsniveau, konnten sich
aber durch Importe von auf dem Weltmarkt reichlich verfügbarem Saatgut, von Impfstoffen und Antibiotika gegen
Hungersnöte und Seuchen besser wehren als in der Vergangenheit. Ihren Anteil hat auch e
ine verfehlte
Entwicklungspolitik, die sich stärker um die Organisation profitabler Hilfe mit
diesen Gütern, mit der Wasseraufbereitung und zu wenig mit Geburtenkontrolle,
der Aufklärung darüber und der Bereitstellung entsprechender Hilfsmittel bemüht hat.
Weshalb gelingt es nicht, das Verbot von Kinderarbeit und die Einführung einer
Rentenversicherung für alle zu exportieren? Kinder sind in vielen Ländern die
alleinige Altersvorsorge, je mehr also desto sicherer. Bereits aus dem Weltraum erkennt man die Ausbreitung der Wüsten und das
ungezügelte Wachstum der Städte, in den
en schon die Hälfte der Menschheit lebt.
Auf der Suche nach eigenen Überlebensmöglichkeiten hat der Mensch mit
seiner Landwirtschaft den größten Teil bewohnbaren Landes zum "seinem"
Lebensraum umgestaltet. Er ist zum Verursacher einer neuen hohen Artentodquote
geworden. Verkehr und Güteraustausch verbreiten nicht nur Menschen sondern
auch "Unkrautspezies" wie Ratten und Tauben ... in seinem Gefolge.
Weniger
sichtbare aber bedeutsame Folge ist das raschere Auftreten von neuen oder veränderten Krankheitskeimen, die
sich in mehr menschlichen "Wirten" als je zuvor entwickeln und verbreiten
können. Die wachsende Population Mensch - einschließlich all seiner
Besitzansprüche - hat sich in vielen Regionen zur Plage für die Mutter Erde
entwickelt. Die sozialen Folgen der unharmonischen Bevölkerungsentwicklung wird der
wichtigste Konfliktstoff der Zukunft sein. Einer vergleichsweise "wohlhabenden"
Gesellschaft in vielen entwickelten Ländern steht eine arme Gesellschaft in
zurückgebliebenen Regionen gegenüber, die ihren Anteil am Kuchen
einfordert.
Die "Nehmermentalität" bei den Ärmsten wächst und wird auch gefördert,
Selbsthilfe durch "die eigene Tat" und Hilfe zur Selbsthilfe sind immer noch
Mangelware. Als Beispiel für zu kurz gedachte Hilfeleistungen stillt die UN den Hunger in Afganistan durch reichliche
Weizenspenden, so dass die dortigen Bauern anscheinend nur durch den
Anbau von Mohn überleben können. Wie können Bildung und Aufklärung und
Selbsthilfe Millionen von Menschen erreichen, die nicht in einer demokratischen
Gesellschaft leben, denen jedes Startkapital - auch im Kopf - fehlt? Die
Globalisierung führt zum raschen Austausch von Technologien, Ideen und
Menschenrechten und auch dazu, dass der Wohlstand in aufstrebenden
Schwellenländern rasch wächst und in den bisher hoch entwickelten Ländern
stagniert. Die jetzige Lebensweise in den industrialisierten Ländern taugt nicht
uneingeschränkt zur Nachahmung durch die vielen Milliarden im Aufbruch
befindlichen Menschen. Besonders deutlich ist der weltweite
Energiehunger der
Menschen. In einigen Regionen werden die letzten Bäume zur Nahrungsaufbereitung
verfeuert und in industrialisierten Ländern werden fossile Energieträger in
wenigen Jahrhunderten verbrannt, für deren Entstehung die Natur das Sonnenlicht
von Jahrmillionen "gesammelt" hat. An der gegenwärtigen Klimaerwärmung
wirkt der Mensch entscheidend mit, gilt doch das freigesetzte Kohlendioxyd neben
Methan - das von Bakterien etwa beim Reisanbau und der Verdauung bei
Wiederkäuern erzeugt wird - als Hauptursache. Diese als Anthropozän
benannte Entwicklung begann vor 10.000 Jahren mit der Verbreitung der
Landwirtschaft, mit Brandrodung und Reisanbau und hat sich durch die
Industrialisierung beschleunigt. Selbst das Uran unserer Kernkraftwerke ist
eine begrenzte Ressource produziert von der Supernova, aus deren Resten unsere
Erde entstanden ist. Es wäre eine Illusion zu glauben, künftige Generationen
würden mit weniger Energie auskommen. Allein schon die globale
Wirtschaftsentwicklung wird das Gegenteil bewirken. Und erneuerbare Energien?
Der jetzige weltweite Bedarf hat bereits die Größe von 0,01% der gesamten
von der Erde empfangenen Sonnenstrahlung erreicht. Schwer zu sagen, wie viel man davon
"abzweigen" könnte, ohne in die empfindlichen Klimakreisläufe einzugreifen.
Wie unterschiedlich man die Situation bewerten kann,
verdeutlicht das folgende Gedankenexperiment. Aliens - viel weiter
fortgeschritten als wir - erforschen die Population der menschlichen Spezies
etwa so wie unsere Biologen es mit den Buckelwalen tun. Sie stellen fest, dass
die Population in Europa bedenklich abnimmt, wegen der niedrigen Geburtenrate
müsste die Art hier als gefährdet gelten. In anderen Regionen z.B. in Afrika
würden sie ein rasantes Wachstum feststellen. Der europäische Typ kommt offensichtlich
mit seiner Umwelt nicht mehr so zu recht wie die anderen, die anscheinend
widerstandsfähiger sind und denen die genetische Zukunft gehört, würden sie
schlussfolgern. Kehren wir zur menschlichen Perspektive zurück und dazu,
dass wir unsere Umwelt weitgehend selbst verantworten. Sollten es vor allem
Politiker
sein, unfähig Rahmenbedingungen zum Gedeihen ihres "Volkes" zu
schaffen, in Europa nicht und auch nicht in Afrika? Sie befassen sich hier wie
dort lieber mit den Symptomen der Gesellschafts-Krankheiten als mit der
Beseitigung der Ursachen.
Wir wissen noch nicht, wie lange die Menschheit ihre Zukunft meistern kann. Unsere Spezies hat biologisch gesehen das Potenzial einer viel längeren "Restlebensdauer" als die oben angenommenen 100.000 Jahre. Und der Mensch hat seine besonders hohe Anpassungsfähigkeit mit seiner Ausbreitung über alle Klimazonen auf der Erde ja schon bewiesen. Der rasante Ausbau der Informationsnetze, die breite Verfügbarkeit von Computern und smartphones, der nahezu kostenfreie Zugang zu einer kollektiven Wissensbasis verändern das Leben der Menschen und die künftigen Gesellschaften rasant. Der schnelle Zugang zu Informationen ist ein gewaltiger Fortschritt mit Auswirkungen auf viele Bereiche unserer Zivilisation einschließlich mancher Risiken. Die kollektive Intelligenz und Vernetzung und Unterstützung durch Computer sowie die fortschreitende individuelle Spezialisierung der Fähigkeiten wird neue Produktivkräfte und eine beschleunigte Entwicklung in vielen Bereichen hervorbringen.
Wir müssen intelligente
Antworten auf die Herausforderungen unseres Lebens
finden - im Einklang mit unseren "Lebenspartnern", die die Evolution uns zu
Mitbewohnern auf der Erde bestimmt hat. Die Entwicklung der Lebensformen auf
unserem Planeten aber auch menschliche Zivilisationen in der Geschichte belegen
eindrücklich, wie sie verschwinden, wenn sie die Botschaften ihrer Zeit
missachten.
Die rasante Entwicklung der Computertechnik bringt einen neuen Aspekt ins Spiel: In einer ferneren Zukunft - sagen wir einigen 100 Jahren - könnten Roboter intelligent sein, ihr eigenes Programm weiter entwickeln und sich selbst reproduzieren. Eine postbiologische Zivilisation könnte entstehen, mit oder ohne Menschen, kooperativ, integrativ oder feindlich gegenüber einer menschlichen Gesellschaft, viel Stoff für Spekulation, in jedem Fall aber eine Vision mit Zukunft. Wir erleben schon jetzt wie nichtorganische "Ersatzteile" Funktionen im menschlichen Körper übernehmen, etwa Gelenke ersetzen oder den Herzschlag steuern. Solche Techniken werden nicht nur Erkrankungen ausgleichen, sie können irgendwann Lernprozesse beschleunigen und Leistung steigern ("Cyborg"). Solche Wesen wären der Gefahr einer Fernsteuerung ihrer Gedanken und Aktionen ausgesetzt.
Bei der Entscheidungsfindung für die komplexen Fragestellungen im Alltag wie auch der großen Politik hilft uns Richard Feynman`s Methode: Die häufig sich stellende Frage "soll ich das tun" sollte aufgeteilt werden in die Fragestellung "wenn ich das tue, was passiert dann?". Dieser Teil der Frage lässt sich meist logisch mit unseren Erfahrungen zweifelsfrei und rational beantworten. Daran kann sich die Frage anschließen "will ich, dass dies so wird?" Diese Frage muss ich allerdings subjektiv nach menschlichen Wertkriterien entscheiden. Moralische Grundsätze, auch meine Religion, können mir dabei helfen.
Wir Menschen spielen keine Rolle für das Universum. So
wie der Einzelne nur Gast auf dieser Welt ist, ist die Menschheit nur eine
zeitweilige nebensächliche Episode in "Gottes Plan". Vermutlich sind wir in der
Schöpfung ja auch nicht einmalig sondern eine unter vielen anderen
Zivilisationen. Aber wir Menschen sind von der Evolution so ausgestattet und dazu geboren, die Hauptrolle für uns zu
spielen. Spielen wir sie mit menschlichen Wertmaßstäben so gut wir können! Unser
Streben, Liebe zu schenken, achtvoll miteinander umzugehen, Trost zu spenden und
die helfende Tat, versprechen Glück. Unser angeborener Drang nach Erkenntnis
wird nicht durch die frustrierende Tatsache zu bremsen sein, dass all die
Information, all das Wissen, welches wir mühevoll erringen, eines Tages
bedeutungslos und verloren sein wird. Es wird dafür keine Interessenten
geben, alle unsere Datenträger werden letztendlich in ein Schwarzes Loch fallen
und die darauf enthaltene Information wird unwiederbringlich verloren sein.
Unser Weg ist unser einziges Ziel! Und - wie Ingeborg Bachmann gesagt hat - die
Wahrheit ist dem Menschen zumutbar! Folgen wir dem Gedanken Albert Camus´: "Aber
die erdrückenden Wahrheiten verlieren an Gewicht, sobald sie erkannt werden."
Oder sagen wir lieber, wenn wir die übermächtigen Tatsachen innerlich akzeptiert
haben. Und die Entwicklung des Lebens auf der Erde erscheint uns wie eine
phantastisches Märchen. Die Zukunft kann nicht vorstellbare Möglichkeiten für
die Weiterentwicklung von intelligenten Lebensformen und von neuen Fähigkeiten
zum kognitiven Denken hervorbringen. Die Menschheit kann auf diesem Weg der
Evolution das wertvollste Brückenglied sein, falls sie ihr Streben zum
Selbstmord zügeln, ihrer Art die Überlebenschance verbessern kann. Schon
zeichnen sich Horizonte ab, wie der Mensch neue Wege der Evolution einleiten
kann: Präimplantationsdiagnostik hilft Gendefekte zu vermeiden, Genediting kann
zu verbesserten Eigenschaften verhelfen bei Pflanzen, Nutztieren einschließlich
dem Menschen, neue Methoden der regenerativen Medizin werden das Altern
erträglicher gestalten und das Lebensalter weiter verlängern.
Die Evolution hat uns intuitive Handlungsprogramme geschenkt mit räumlich und zeitlich begrenztem Horizont, etwa die Familie zu schützen, die nahe Gemeinschaft zu fördern. Uns ist aber längst bewusst - unser tägliches Handeln hat globale Folgen für Mensch und Umwelt, auch für das Leben nach unseren eigenen Enkelkindern. Wir müssen trainieren bis ein neuer Verhaltenscodex ganz unbewusst unser tägliches Handeln bestimmt. Gesellschaften müssen lernen, Konflikte zu vermeiden oder friedlich auszugleichen. Die Evolution hat uns nicht nur mit Genen als Basis unserer Möglichkeiten ausgestattet, sie hat uns Fähigkeiten wie Empathie und Altruismus geschenkt. Und den vielleicht wichtigsten Schlüssel für die Gestaltung und Sicherung der menschlichen Zukunft - Kooperationsbereitschaft - hat sie uns auch mitgegeben.
Ich träumte - ich wäre ein Buckelwal im Atlantik und bekäme den für mich schwer lösbaren Auftrag, die Sahara zu kartografieren. Vielleicht müssen wir im richtigen Leben lernen, den Bauplan des Universums oder das Innere Schwarzer Löcher - ohne hineinschauen zu können - nicht mit 4 sondern mit 10 oder 11 Dimensionen zu verstehen. Solche Aufgaben der Zukunft sind wohl eher damit zu vergleichen, der Buckelwal solle mit seinen Mitteln die gesamte Entstehungsgeschichte der Sahara klären einschließlich der Tatsache, weshalb 40 Millionen Jahre alte Skelette seiner Vorfahren dort gefunden werden.