Ratlosigkeit, „was soll das alles?“
Denkanstöße und Einladung zum Widerspruch
So
aufopfernd Alchimisten sich gemüht haben, das Elixier des langen Lebens und der Stein der Weisen
sind nicht gefunden worden. Wir wissen nun, es gibt sie nicht und man kann auch nicht
auf solche Weise andere Metalle in Gold verwandeln. Doch die Welt hält für uns unzählige
andere Mysterien bereit. Wenn eines enttarnt ist,
tun sich neue auf, darunter auch solche, die wir mit künftigen fortgeschrittenen Mitteln nicht erforschen
können. Wie der Stein der Weisen entzieht sich eine alles erklärende Weltformel unseren
Möglichkeiten. Die Erkenntnis, was "die Welt im Innersten zusammenhält" scheint
ferner denn je. Insofern bleiben wir gewissermaßen Alchimisten - dazu verdammt,
mit beschränkten Möglichkeiten und mit unserer Perspektive die Welt und uns selbst ein Stück weit
zu begreifen - doch immer etwas mehr und etwas weiter.
Vor dem fernen Ereignishorizont endet unser Einblick ins Universum und zugleich gelangen von dort Informationen zu uns aus einer Zeit nahe dem Anfang von allem. Wir können nicht erforschen, was zuvor geschehen ist, was den Urknall verursacht hat, ob eine Zeit davor existiert hat mit Ursache und Wirkung. Genau so wenig können wir erkunden, ob jenseits "unseres" Universums noch Raum ist oder ob andere Universen parallel existieren. Hypothesen zur fernen Entwicklung des Universums wie "Big Bounce", "Big Freeze" oder "Big Crunch" sind kaum durch Messungen zugänglich, bleiben weitgehend Hypothesen und Objekt von Spekulationen. Mit "Zukunft" sollten wir uns naturgemäß mit dem vergleichsweise sehr kleinen Zeitraum bescheiden, in dem die Menschheit künftig noch forschen und beobachten kann, gemessen am Universum eine winzige Episode.
Selbst eine Annäherung an die Vergangenheit an die Zeit NULL - ein Zugang zur Planck Ära - bleibt uns verwehrt, denn Experimente dafür entziehen sich all unseren Möglichkeiten. Extrapolation über mehr als 20 Dezimalstellen ist nötig, wir befinden uns weit im Bereich von Spekulationen.
Unsere Unkenntnis der Mechanismen im Universum kaschieren wir mit Pseudonymen wie Dunkle Energie und Dunkle Materie. Damit wollen wir unsere Kenntnisse der Physik als Wahrheit retten, obgleich sie die Expansion des Alls und seine Architektur noch nicht korrekt beschreiben. Im Kern ist die Gravitation noch nicht verstanden, obgleich die Allgemeine Relativitätstheorie uns alles in unserer kosmischen Umgebung erklärt, sie dennoch vielleicht nur eine Näherung für Distanzen kleiner als eine Galaxie darstellt. Sie zeigt sich uns analog der Wellentheorie des Elektromagnetismus ohne Quanten und ohne Teilchen als Kontinuum und mit beliebig kleinem Raum.
Wenn Dunkle Materie nur mittels der Gravitation mit sich selbst und mit baryonischer Materie wechselwirken kann, wird ihr direkter Nachweis fast unmöglich. Falls ihre Teilchenmasse zu groß ist, könnte es auch schwer sein, sie etwa in Teilchenbeschleunigern zu erzeugen.
Die Gravitation verweigert sich in mancher Hinsicht unserem Verständnis. Nähern wir uns in Gedanken dem Ereignishorizont eines Schwarzen Lochs, so gehen die meisten Forscher von dem Effekt der "Spagetisierung" von allen hineinfallenden Körpern aus. Ein hineinfallender Astronaut würde vom Ereignishorizont abgesehen von dieser Kraftwirkung vielleicht nichts merken. Die Relativitätstheorie liefert keine belastbaren Aussagen über das Innenleben eines Schwarzen Lochs. Es wäre genau so auch möglich er träfe auf eine Feuerwand, die alle seine Atome zerstört. Möglicherweise gelten im Innern noch Regeln der Quantentheorie. Was würden die über verschränkte Teilchen aussagen? Derzeit bleiben viele Fragen offen.
Die Gravitation ist die schwächste der uns bekannten Kräfte und dennoch am stärksten mit dem Anfang von allem verbunden. Und ihre Kraft kann anscheinend dennoch alle anderen überwinden. Spekulieren wir: Wenn sich eine große Masse verdichtet hat, kann sie vielleicht als Gleichmacher im Innern eines Schwarzen Lochs einen Zustand hoher Symmetrie hervorbringen vergleichbar einem wie wir ihn zu Beginn der Welt vermuten. Vielleicht gelingen neue Einsichten mit einer künftigen Theorie, die Gravitation und dem Rest der Physik einschließlich Quanten vereinigt. Sie könnte helfen, Fragen zu beantworten zum Inneren eines Schwarzen Lochs, zur Ausdehnung des Weltraums mit Überlichtgeschwindigkeit, zu einer Zeit nahe am - bestenfalls sogar vor - dem Urknall. Unsere derzeitige Ratlosigkeit verbirgt sich vor allem hinter dem Begriff "Dunkle Energie". Ein besseres Verständnis der dahinter stehenden Phänomene könnte Zusammenhänge beleuchten von der Architektur des Universums, von der Natur des Raums und den Dimensionen unserer Welt, vielleicht auch der Dunklen Materie - falls für sie künftig keine Teilchen gefunden werden. Derzeit bleiben vor allem Spekulationen etwa mit Erik Verlindes (Entropie-Hypothese) oder Sean Carrolls Ansicht Gravitation ist keine Grundkraft sondern ein abgeleiteter Effekt.
Geboren werden wir neugierig, die Welt wollen wir erkennen. Und irgendwann fragt sich jeder, weshalb er da ist... Unsere Erkenntnis über die Welt einschließlich uns selbst bleibt begrenzt - nicht nur quantitativ, nein prinzipiell kratzen wir nur an einer Oberfläche unter der sich viele unerkannte Schichten verbergen, mühsam dringen wir etwas tiefer, glauben etwas verstanden zu haben. Unser "Wissen" basiert auf der uns geschenkten Vorstellungskraft, angelehnt an unsere Sinne und der Fähigkeit zur Abstraktion und zu mathematischem Denken. Erfolgreiche Forschung verhilft uns zu dem Gefühl, etwas mehr vom Gang der Welt zu überblicken, Regeln zu erkennen und Gesetze zu formulieren. Wir lernen "dem Schöpfer ein wenig über die Schulter zu schauen". Forschung kann die Mühsal menschlicher Existenz erleichtern, unseren Erkrankungen begegnen und helfen, Umgebungsbedingungen zu trotzen. Menschen meistern inzwischen unwirtliche Bedingungen in Wüsten, in polaren Gebieten, im Weltraum...
Die Welt ist wie sie ist, benötigt für sich keine Regeln. Wir Menschen suchen nach ihr innewohnenden Naturgesetzen, um sie zu „verstehen“ und für uns nützlich zu gestalten. Es ist ein großer Triumph der Wissenschaft, dass lokal bestätigte Gesetzmäßigkeiten unter entsprechenden Bedingungen im gesamten Universum gelten und dass dies auch zu jedem anderen Zeitpunkt in der Vergangenheit und Zukunft so ist. Unsere Kenntnis im Bereich des Mikro- und auch des Makrokosmos wird uns auch in Zukunft nicht die Welt in irgend einer Weise "vollständig erklären" können, eben nicht "was sie im Innersten zusammenhält". Dem stehen nicht nur quantitative Hindernisse beim schrittweisen Wissenserwerb sondern auch prinzipielle Grenzen entgegen. Quantitativ vor allem weil unsere Ressourcen etwa für die experimentelle Überprüfungen von Theorien auch in Zukunft begrenzt sind, prinzipiell weil unser Denkvermögen zu sehr durch unseren eingeschränkten Blickwinkel auf die Welt während unserer Evolution geprägt ist. Wissenschaft wird uns aber auch in Zukunft mehr von der Welt verstehen helfen.
Gegenwärtig befinden wir uns in einer zwiespältigen Phase des Erkenntniszuwachses. Der hat sich rasant beschleunigt, vor allem weil die weltweite Vernetzung der Informationswege eine Eigendynamik entwickelt hat und weil viel mehr Ressourcen für Forschung verfügbar sind. Charakteristisch für den Wissenszuwachs ist andererseits, dass immer mehr offene Fragen auftauchen, Anzeichen dafür, wie brüchig unsere Wissensbasis in ihrem Kern ist. Sozusagen "stolpern wir von einem Rätsel zum nächsten".
Im Universum dominieren extreme Zustände: - riesige leere Räume (voids), nahezu frei von Materie, vor allem nur mit "Vakuumenergie" gefüllt, - in Haufen versammelt und kettenförmig aufgereiht Galaxien umhüllt von im Röntgenlicht strahlendem heißen Gas und Heimat leuchtender Sterne mit ihren Fusionsreaktoren im Inneren. Extrem dichte Materie begegnet uns in Neutronensternen, gewaltige Schwerkraft wirkt an ihrer Oberfläche und ihre Rotation erzeugt derartige Magnetfelder - alle unsere Möglichkeiten im Labor in den Schatten stellend, ganz zu schweigen von noch dichteren Materieformen darunter solchen, die wir in unserer Hilflosigkeit als Schwarze Löcher bezeichnen. Nur winzige ökologische Nischen können Leben beherbergen, zahlreiche Umgebungsbedingungen müssen dafür passen. Leben spielt für die Entwicklung des Universums keine Rolle, es bleibt eine unbedeutende Ausnahme und Randerscheinung. Jede anthropozentrische Arroganz ist abwegig.
Die mit dem Begriff Dunkle Energie benannte Eigenschaft unserer Welt ist für uns besonders rätselhaft. Ihr Anwachsen in unserer Zeit mit dem Volumen des Universums rüttelt an Grundfesten wie Energieerhaltung. Ein vager Versuch zum Verständnis lehnt sich an den gedachten Ablauf beim Urknall an: Er hinterließ eine unterkühlte Welt in einem höheren Energiezustand. Wie wenn unterkühltes Wasser schlagartig zu Eis gerinnt breitet sich unsere Welt als Phasensprung unter Energiefreisetzung mit mehr als Lichtgeschwindigkeit aus. Und alle Informationen über die Struktur sind nach einem Phasenübergang ausgelöscht. Spekulationen nach könnte ein neuer Phasensprung als wachsende Blase einer Störung im Gefüge der Raumzeit auch in unserer Welt geschehen, sie zugleich beenden und ein neues Universum schaffen. Die Dunkle Energie ist insoweit als Relikt des Urknalls der bestimmende Faktor für die Entwicklung der Welt. Sie scheint mit dem Raum verknüpft zu sein, demnach kein konstanter Inhalt, wachsend und unteilbar. Dragan Hajdukovic bietet uns einen interessanten Erklärungsversuch: Im Quantenvakuum des leeren Weltraums zwischen den Galaxien wimmelt es von virtuellen Materie- und Antimaterie-Teilchen-Paaren. Materieteilchen ziehen einander gravitativ an, Antimaterieteilchen dagegen könnten vielleicht abstoßend wirken (Antigravitation zwischen Materie und Antimaterie). Sie könnte so eine Kraftwirkung entfalten, die Galaxien auseinander treibt. Wer könnte ein so empfindliches Experiment verwirklichen, etwa ob Antiwasserstoff im Schwerefeld der Erde nach oben fliegt? Vielleicht sind wir auch nur von falschen Entfernungswerten bei Supernova 1a ausgegangen, falls die Spektralanalysen von Maria Bergemann am MPI für Astronomie in Heidelberg dies beweisen.
Die Fusion der für Leben notwendigen Elemente im Inneren eines Sterns, ihre an seinem Lebensende mögliche Befreiung aus der (gravitativen) Gefangenschaft und die Anreicherung über mehrere Sterngenerationen im Weltraum sowie letztlich die Sammlung in einem Planeten mit harter Kruste benötigt einige Millionen Jahre.
Extraterrestrische Lebensformen sind mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Bakterien vergleichbar.
Einfachste Lebensformen können auf einem Planeten oder Mond unter geeigneten Bedingungen in wenigen 100 Millionen Jahren entstehen. Und unsere Erde beweist wie einfache Lebensformen über Milliarden von Jahren existieren können und dabei lebensfeindlichen Umweltveränderungen getrotzt haben. Höhere Lebensformen entwickelten sich auf der Erde aber erst nach 4 Milliarden Jahren. Eine solch lange Zeit ist nicht klein verglichen mit dem Alter des Universums. Wenn man auf einem fernen Planeten extraterrestrisches Leben findet, ist es mit großer Wahrscheinlichkeit primitiver Schleim. Intelligente Lebensformen auf biologischer Grundlage – vergleichbar der menschlichen – werden extrem selten sein. In einer technisierten Gesellschaft sind wir erst seit 100 Jahren zur Kommunikation mit intelligenten Bewohnern von Exoplaneten fähig. Wegen der gewaltigen Zahl von Sternen mit Planeten und Monden ist ihr Vorkommen dennoch statistisch wahrscheinlich. Doch unüberwindlich große Entfernungen trennen alle voneinander: Zivilisationen leben in kosmischer Isolation, dies gilt absolut für andere Galaxien, von denen die Wenigsten sich im expandierenden Universum überhaupt in einer für den Empfang von Signalen noch geeigneten Entfernung befinden. Nicht nur Besuche von (oder bei) Aliens scheiden aus, auch wechselseitige Kommunikation (mittels elektromagnetischer Wellen) scheitert wegen der meist zu großen Laufzeit der Information mit Lichtgeschwindigkeit. Selbst wenn wir wüssten, wohin eine Botschaft zu senden wäre, unsere Enkel wären wahrscheinlich gestorben ehe eine Antwort eintreffen könnte. Neuen Schätzungen nach könnte eine zu interstellarer Kommunikation fähige Lebensform auf einem von 25 Millionen Sternsystemen entdeckt werden. Also viel Arbeit für Beobachter und eben kaum Chancen für eine Kommunikation mit sinnvoller Antwortzeit. Biologisch basiertes intelligentes Leben hat vermutlich eine zu geringe Überlebenszeit seiner Zivilisation. Damit besteht das Problem des zu kleinen Zeitfensters für die gleichzeitige Existenz solcher Lebensformen. Größer wäre vermutlich die Chance auf eine transhumanistische Roboterzivilisation zu treffen. Nach ihrer Entstehung und Verbreitung hätte die den große Vorteile, Fortschritte ihrer Entwicklung mit Lichtgeschwindigkeit per Update verbreiten zu können und resistenter gegen die Umwelteinflüsse im Universum ausgestattet zu sein.
Die Entwicklung des Universums und darin eingeschlossen die bisherige Evolution von Leben sind Selbstläufer, alles ergibt sich von allein, kein Steuermann ist nötig. Es dient keinem Zweck, folgt keinem Ziel im menschlichen Sinn.
Seit 10000 Jahren jedoch gestaltet der Mensch seine Umwelt auf der Erde immer stärker. Er hat Pflanzen und Tiere für sich nützlicher gezüchtet und hat nun die Genschere "in der Hand", kann der Evolution der Arten seine Zielvorstellungen schneller vorgeben.
Der Mensch bietet - auf seiner Haut, besonders seinen Schleimhäuten - eine klimatisierte Heimat für mehr als 1000 Bakterienarten. Man schätzt es können zahlenmäßig mehr sein als eigene Zellen: 100 Billionen. Die stehen im Wettkampf mit Bakteriophagen, die sich in ihnen und von ihnen vermehren.
Als kleinste Elemente der belebten Welt existieren Viren zahlreich in unserer Umwelt. Selbst in einem ml Trinkwasser können mehr als 100 000 Phagen schwimmen.
Einem Wirt angreifende Vieren und Bakterien verbreiten sich nachhaltiger, wenn sie ihn nicht töten. Da sie kein Gehirn besitzen, können sie das - wie uns lieb wäre - leider nicht so schnell lernen.
Im Universum gelten keine menschlichen Wertmaßstäbe und Begründungen. Es existiert und ist wie es ist, hat kein Ziel. Es wäre vermessen, eine unbedeutende Spezies auf einem unbedeutenden Planeten wollte den Sinn der Welt bewerten. Menschliche Kategorien dafür sind fehl am Platz. Die Existenz des Universums ist nicht sinnstiftend an sich. Bist Du überheblich genug zu glauben, es existiere nur, uns Menschen eine Heimat zu stiften?
Ein Anfang des Universums vor fast 14 Milliarden Jahren kann kaum bezweifelt werden. Seine ferne Zukunft, sein vielleicht apokalyptisches Ende dagegen ist ungewiss.
Das menschliche Leben ist ein NICHTS angesichts der unfassbaren Ausdehnung der Welt und der darin ablaufenden kosmischen Prozesse mit ihren lebensfeindlichen extremen Wirkungen. In gewaltigen kosmologischen Zeitmaßstäben bleibt die Menschheit eine winzige Episode. Nichts wird von dir bleiben, nicht ein Gen, nicht einmal eine kluge Idee, es wird niemanden geben, der sie interpretieren könnte. All deine guten Taten, all deine lebenslangen Anstrengungen und Mühen werden bezogen auf die ferne Zukunft vergeblich gewesen sein. Solche Gedanken mögen frustrierend sein. Doch dein Leben geschieht jetzt, verwirklicht sich in der Gegenwart.
Menschen suchen nach einem
Sinn, einem Ziel. Ratlosigkeit kehrt ein, suchst Du den Grund Deines Seins.
Immerhin die Evolution des Lebens hat uns Ratschläge mit auf den Weg gegeben:
Verschiedenen Tierarten kennen Partnerschaften, auch
lebenslängliche Treue und aufopferungsvolle Brutpflege, hilfreich zur
Verbreitung ihres Genprogramms.
Wir Menschen wurden reichlicher beschenkt. Wir können intuitiv über GUT und BÖSE
urteilen, teilen Freude, Nahrung, Wohnraum, Gefühle, helfen, trösten,
helfen
Verletzten, Sterbenden, Durstigen…, schützen Schwache, feiern Feste und
Andachten, können jubeln, wollen Ressourcen schonen für künftiges
Leben, setzen uns für das Überleben anderer Arten ein...
Suche
Gott nicht in unfassbarer Ferne, finde den „göttlichen Funken“ in dir. Es
zählt die eigene Tat.
Im genetischen Gepäck tragen wir auch
gefährliche Anlagen mit uns: Das evolutionäre Prinzip Fressen oder gefressen
werden, Konkurrenzkampf zwischen Arten und Individuen hat schließlich immer mehr
Leistungsfähigkeit bewirkt.
Doch
erlangte Überlegenheit und ungehemmte Vermehrung einer Art sorgen für Mangel an
Ressourcen und stärken biologische Feinde. Die Art Homo sapiens ist
zusätzlich gefährdet, weil ihr enormer Fortschritt im Erfinden von
„Werkzeugen“ auch Massenvernichtungswaffen hervorgebracht hat,
tauglich zur Vernichtung nicht nur der eigenen Art.
„Schwerter zu Pflugscharen“, wann erreicht diese Vision alle Köpfe?
Die biologische Evolution hat egozentrische Lebewesen geschaffen, trachtend sich selbst zu erhalten und das eigene Genprogramm zu verbreiten. Wir Menschen wurden ausgestattet, uns selbst für sehr wichtig zu halten, vielleicht für das Wichtigste überhaupt. Will die Evolution, dass wir so denken dürfen?
Menschliche Neugier und Wissensdrang sind uns geschenkt, was wir schätzen sollten. Trotz neuer Herausforderungen wie Covid-19 gelingt heute vieles besser als 1622 in Utrecht. Oder möchtest Du an der Stelle des Patienten so behandelt werden wie Gerrit van Honthurst es uns beim Zahnarzt überliefert hat?
Lässt die Architektur unseres Gehirns zu, von der Evolution geerbte Ängste und Aggressionen überwinden zu können? Sie beschenkt uns mit Empathie, Altruismus und Kooperationsbereitschaft. Altruismus wird uns in die Wiege gelegt, muss nicht erlernt werden, ist ein genetisches Geschenk der Evolution für uns Menschen.
Bisher ist "Entwicklungshilfe" - wie wir einsehen müssen - fast überall wenig erfolgreich. Die Zukunft sollte einem "effektiven Altruismus" gehören, der dem Leben auf der Erde bessere Chancen schafft.
Über viele Millionen von Jahren wirkte die Evolution besonders mit Selektion (Auslese) bis zum reproduktionsfähigen Lebensalter. Auch beim Menschen gab es eine hohe Kindersterblichkeit. Solange die Seuchen (durch Anpassung der Mikroorganismen) noch nicht zurück gekehrt sind, wirkt dieses Prinzip kaum noch, der "Selektionsdruck" ist weggefallen. Die Fortschritte der Medizin eilen dem Evolutionsmechanismus durch Auslese voraus. Die Fertilität (Fähigkeit Nachkommen hervorzubringen) entscheidet derzeit über "Erfolg", Entwicklung und Zukunft der Art homo sapiens. Und wir stehen vor einem neuen Quantensprung. Mit Genengineering und -editing erlangt der Mensch die Fähigkeit, viele Lebensprozesse in fundamentaler Weise zu beeinflussen. Genediting wird Krankheiten vermeiden helfen, Pflanzen und Tiere schneller an gewünschte Zuchtziele heranführen. Doch auch die Evolution der Art Mensch wird neue Wege einschlagen, etwa wenn Eltern die pränatale Selektion künftig häufig nutzen, um sich Wunschvorstellungen vom Kind zu erfüllen. Gesellschaftliche Leitbilder, Denkprozesse im Gehirn werden diese Entwicklung mit bestimmen. Niemand hat genug Phantasie für Vorhersagen, wohin die Reise führen wird. Kein Zweifel, Genscheren wie CRISPR/Cas9 läuten ein neues Zeitalter der Evolution der Arten ein und sie werden wie schon andere revolutionierende technische Erfindungen in der Vergangenheit auch umfassend benutzt werden. Die Entwicklung der Spezies Mensch selbst wird neue Wege einschlagen.
Mit der stetigen Vermehrung der Bevölkerung - gegenwärtig besonders in Afrika und Indien - entwickelt sich die Menschheit zur Plage für unseren Heimatplaneten. Nur eine Regulierung der Zahl der Nachkommen wird den begrenzten Ressourcen unseres Planeten gerecht und könnte ein ökologisches Gleichgewicht ermöglichen. Politik und Gesellschaft muss dieses Problem ernsthafter wahrnehmen und besser steuern wie etwa der Einführung einer Rentenversicherung in allen Ländern (anstelle zahlreicher Kinder zur Altersabsicherung), dem achtsameren Umgang mit Ressourcen, Bildung und Zugang zu Wissen für alle, einer nachhaltigeren Entwicklungshilfe zur Förderung von Selbsthilfe... Wenn das Bevölkerungswachstum weiter so anhält, wird abgesehen von den ökologischen Problemen die Evolution als Antwort darauf neue gefährliche Krankheiten - Viren und Bakterien - hervorbringen, schneller als Menschen Gegenmittel erfinden können. An die Rückkehr von Seuchen verursacht durch (gegen Antibiotika resistente) Bakterien und auch Viren - darunter besonders Zoonosen - (Coronaviren SARS-CoV, SARS-CoV-2, MERS-CoV), Influenza (Schweinegrippe H1N1, Vogelgrippe H5N1), Zika, Mers, Ebola und Hanta, Varizella-Zoster, Noro, Aids, Affenpocken, Lassa und Rota... müssen Menschen sich wohl wieder gewöhnen um so mehr je größer die Population homo auf unserem Planeten sich entwickeln wird.
Die anhaltende globale Vermehrung der Zahl (Milliarden) der Menschen und ihre rastlose Reisetätigkeit schafft ideale Lebensbedingungen für in ihrem Wirt lebende Mikroorganismen, darunter auch lebensgefährlichen. Die pharmazeutische Forschung steht vor der Herausforderung, immer schneller neue Medikamente und Impfstoffe entwickeln zu müssen.
Die darwinschen Mechanismen der Evolution des Menschen wirken durch die Fortschritte der Medizin teilweise nicht mehr. Die gewaltig angestiegene Zahl lebender Menschen führt jedoch zu mehr Mutationen im menschlichen Erbgut. Darunter befinden sich potentiell auch solche, die eine verbesserte Fitness bei den aktuellen Lebensumständen bewirken.
In dem Netzwerk mit mehr als 1014 Synapsen deines Gehirns sind all deine Erfahrungen, alle Lernprozesse deines Lebens gespeichert, Du bist Dein Gehirn. Insofern ist die Frage "wer entscheidet, ich oder mein Gehirn?" überflüssig. Um es auf die Spitze zu treiben: Das Gehirn wäre das einzige Organ, bei dem regelmäßig mehr Spender als Empfänger warten würden.
Reisen zu anderen Planeten und Monden im Sonnensystem stehen auf der Agenda dieses Jahrhunderts. Extrem viel weiter entfernt sind Exoplaneten und Exomonde in anderen Sonnensystemen und Reisen dorthin übersteigen unsere (derzeitigen) Fähigkeiten. Doch solche Ziele können in diesem Jahrtausend nicht nur interessant sein - auch erreichbar werden. Auf lange Sicht sind Kolonien auf fremden Planeten der sicherste Weg, das Risiko des Aussterbens unserer Art zu verhindern oder hinauszuschieben. Das wird sehr schwierig und mühevoll sein, anfangs nur mit Unterstützung von der Erde aus. Menschliches Leben einzig auf dem einen Planeten Erde wird selbst gemachten oder bestimmten kosmischen Gefahren auf Dauer nicht gewachsen sein. Einige davon sind schwer vorherzusehen, können unvorbereitet zuschlagen, anderen wird die Menschheit auch mit künftig verfügbaren Hilfsmitteln und Strategien nichts entgegensetzen können.
Uns Menschen stärkt und schützt das Leben in der Gemeinschaft. Im Gedankenexperiment wird sofort klar wie hilflos ein Mensch für sich allein - ein Robinson Crusoe - wäre, wie begrenzt sein eigenes Wissen, wie begrenzt seine technologischen Fähigkeiten... Die Steinzeit ließe grüßen.
Der derzeit von einer Mehrheit der Menschen in Deutschland gewünschte Energiewandel von einer Kohlenstoffwirtschaft hin zu einer Wasserstoffwirtschaft kommt technologisch und ökonomisch zu früh. Erst wenn fossile Ressourcen zu teuer erlangt werden können, wird er sich international durchsetzen können und vorerst eine wünschenswerte Utopie bleiben. Als Beispiel kann die Vorreiterrolle spielen für die Stromerzeugung auf der Insel El Hiero: Das Ziel scheiterte, die Strom nur aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen, obwohl dort die Voraussetzungen sehr günstig für Wind und Sonne sind. Das zur Stromspeicherung errichtete Pumpspeicherwerk erwies sich als viel zu klein, 50% des Stroms müssen durchschnittlich weiter konventionell erzeugt werden.
Im Universum hat sich auf einer winzigen Insel "Erde" Leben entwickelt. Und was noch erstaunlicher ist und extrem unwahrscheinlich, eine Form davon denkt über sich selbst nach, sucht nach Antworten, nach Ursache und Wirkung, kaum zu ahnen, was auf diesem Weg noch möglich sein wird; mit endlichen Möglichkeiten und auf begrenzte Zeit ist der Mensch auf dieser Bühne geduldet.
Durch unser physikalisches Weltbild klafft gegenwärtig ein schmerzender Riss zwischen Quantentheorie (QT) und Relativitätstheorie (ART): Es bleibt die Jahrhundert-Aufgabe eine umfassendere Theorie zu finden, beide beinhaltend und insoweit nicht nur den Mikro- oder Makrokosmos sondern insgesamt unsere Welt beschreibend. Jede für sich beschreibt die Mikro- oder die Makrowelt sehr genau. Die QT berechnet Wahrscheinlichkeiten für zu erwartende Messergebnisse (probabilistisch), definiert keine Zustände lokal (nicht lokale Verschränkung der Quantenzustände), komplementäre Eigenschaften sind nicht gleichzeitig beliebig genau bestimmt (Heisenbergsche Unbestimmtheit). Die ART ist deterministisch, realistisch, alle Wirkungen sind beliebig genau bestimmbar und lokal, alles bewegt sich in einem Raum-Zeit-Kontinuum, nichts ist gequantelt. Und unsere Theorien scheinen auf großen Skalen des Universums zu versagen, hinter Begriffen wie "Dunkler Masse" und "Dunkler Energie" verbergen sich für sie ungültige Bereiche.
Die Gravitation ist eines der großen bislang ungelösten Rätsel. Bisher konnte das Graviton als Träger der Massenanziehung nicht aufgespürt werden. Vielleicht existiert es nicht. Hypothesen vermuten, es es könnte verkleidet als Paar von Gluonen auftreten (Unitaritätsmethode von Zvi Bern u. a.). Und das Universum "verstehen" wir noch nicht. Zu viel an ihm ist noch mysteriös! Hoffnungen verbinden sich mit Teilchenexperimenten am CERN mit der Suche nach bisher unbekannten Elementarteilchen. Quasare wie PJ352-15 müssen unmittelbar nach dem Urknall bereits gewaltige Masse gehabt haben, sie konnte die nicht "einsammeln".
Ausblick: Für das Jahrzehnt ab 2034 sind wegweisende Experimente in der Erdumlaufbahn geplant: LISA der ESA. Im Dreieck aufgespannte Laserinterferometer werden nach Gravitationswellen fahnden. Man verspricht sich Informationen über supermassive Schwarze Löcher und vielleicht sogar über die ersten Sekunden nach dem Urknall. Die Entstehung der massereichen Löcher im Zentrum der Galaxien aus dem primordialen Gas ist noch wenig verstanden. Wollte man dagegen Informationen über das Innenleben stellarer Schwarzer Löcher - die sie bei ihrer Vereinigung preisgeben - erforschen, wären vermutlich höhere Frequenzen der Gravitationswellen interessanter als in der derzeitigen Planung vorgesehen ist. Schon ab 2022 kann hoffentlich die Mission ESA-Euclid etwas "Licht" in dunkle Materie und dunkle Energie bringen. Und spannende Ergebnisse verspricht das Röntgen Observatorium Athena etwa über das Wachstum von Galaxienkernen ab 2028.
Ratlosigkeit ist unser Schicksal. Fausts Traum bleibt
unerfüllt, "dass ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält". Heute
würde er vielleicht mit Anspielung an die Dunkle Energie so formulieren: Erkenne
doch, "was das Universum so gewaltig auseinander treibt". Zwar können wir in
Zukunft immer etwas mehr mit uns gegebenen Möglichkeiten "verstehen", doch
letzte Fragen nach dem Ursprung der Welt und damit auch unserer Existenz werden
ohne Antwort bleiben. Die Dekaden besonders nach 2030 lassen neue Einsichten erwarten zur frühen
Entstehungsphase des Universums, auch dazu "wie es funktioniert". Projekte für
Teilchenbeschleuniger, verschiedene gigantische Teleskope (wie Giant Magellan
Telescope, Extremely Large Telescope und dem schon im L2 positionierten James
Webb Weltraumteleskop. Thirty Meter Telescope und Analyse von
Gravitationswellen versprechen Beobachtungen an Grenzen der uns bekannten Welt.
Und nötig ist besonders die Beobachtung von mehr Supernovae Typ 1a, da das
bisherige Bild der Expansion des Alls und der Dunklen Energie nur auf der
Analyse von etwa 100 solchen Ereignissen beruht. Experimente am DESY in
Hamburg (ALPS II und MADMAX) und auch die Raumsonde Gaia lassen auf neue
Erkenntnisse hoffen, vielleicht geben sie sogar das Signal für eine neue Physik
- besonders hinsichtlich weakly interacting massive
particles WIMPs.
Wie schon der Club of Rome 1972 veröffentlichte, sind die Ressourcen unserer Erde begrenzt und nur auf Wachstum basierte Wirtschaftsstrategien können nicht dauerhaft erfolgreich sein. Es ist deshalb notwendig, Rohstoffe sorgsam einzusetzen und eine möglicht geschlossene Kreislaufwirtschaft anzustreben. Das gilt nicht nur für die Kohlenstoffwirtschaft zum Schutz des Klimas sondern für alle seltenen Rohstoffe wie seltene "Erden, Edelmetalle u.s.w.. Beim Klimaschutz konnte das Ozonloch durch den sorgsamen Umgang mit FCKW regeneriert werden, es bleibt die Hoffnung auch den Anstieg des CO2 in der Atmosphäre zu begrenzen (vor der Industrialisierung waren es 275ppm nun aber schon 400ppm). Diese Aufgabe ist groß, weil das Bevölkerungswachstum anhält und in manchen Regionen Armut, Kriege und Hunger einander verstärken. Auch die Evolution des Lebens hat vorzugsweise nur das Aussterben einer Art als Lösung dafür vorgesehen. Das vernunftbegabte Tier "Mensch" hat jedoch ein Gehirn entwickelt, das zu erstaunlichen Leistungen befähigt. Wird es helfen diesen Problemkreis zu bewältigen?
Für Anregungen ist Feedback möglich, mail to: h-mahnert@kabelmail.de