Endorphine und Hormone beeinflussen Liebe, Verlieben und Sex

Sind wir Spielball der dafür zuständigen Hormone, sind die unsere heimlichen Beherrscher? Sicher nicht, denn alles beginnt im Kopf und findet vor allem dort statt. Ein attraktiver Partner erscheint uns so, weil kulturelle Prägung, eigene Erfahrung, erlernte gespeicherte Inhalte uns sagen, dass er uns gefällt. Und wenn mehr daraus wird, verlieben wir uns. In diesem wunderbaren Zustand kommen Hormone ins Spiel, wir verhalten uns anders, wollen nicht mehr vom Partner lassen, sie oder er erscheinen uns perfekt - unser eigenes unvollkommenes Dasein verspricht ein vollständiges, glückliches Ganzes zu werden. An diesem Zustand wirken zahlreiche Hormone mit wie etwa Kisspeptin - nicht alle Zusammenhänge sind erforscht. Der Spiegel von Dopamin etwa steigt an, später auch der von Oxitocin, im Hypothalamus gebildet wird es in der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) gespeichert. Neurowissenschaftler versuchen den Cocktail zu entschlüsseln und finden Zusammenhänge etwa wie Hypophyse und Hypothalamus beim Mann den Testosteronspiegel drosseln, ihn bei der Frau erhöhen. Der Hypothalamus erzeugt Cortisol - mit ihm steigt der Stress wie mit Adrenalin, unser Blick wird eingeengt und unkritisch, Synapsen im Stammhirn und im Nucleus accumbens werden aktiver. Vasopressin und Oxytocin beeinflussen später die Paarbindung. Endorphine -  körpereigene Opiate - unterstützen die Wirkung von Dopamin und Serotonin als Neurotransmitter in den Synapsen des Nucleus accumbens im unteren Vorderhirn. Das auf "euphorisch" eingestimmte Neuronenkonzert kann sich dort besser entfalten. Als Bestandteil des Belohnungssystems entscheidet sich vermutlich dort, ob wir einen Orgasmus empfinden können, ob ein Glücksgefühl nach einem Lernerfolg sich einstellen kann...

Und der Cocktail aus Endorphinen und Anregung verschiedener Hirnregionen beeinflussen ganz unbemerkt und vielfältig unser Verhalten von Sucht bis hin zum Einkaufszwang: Erregung des Nucleus accumbens etwa verleitet uns, mehr als nötig einzukaufen. Über alle sozialen Ungleichheiten hinweg bekommt jeder Mensch - ob arm, ob reich - den gleichen Cocktail an Endorphinen geschenkt, er gehört ihm, ist sein Schlüssel zum Glück.

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