Vergänglichkeit
Von den sieben Weltwundern der Antike sind einzig die Pyramiden dank ihrer genialen Bauweise über 4 1/2 Jahrtausende erhalten geblieben. Sie konnten in ihrer Perfektion als gewaltige Leistung nur in einem gut organisiertem Staat mit hoher kultureller Blüte geschaffen werden.
Doch auch hier an der Cheops-Pyramide lässt sich "der Zahn der Zeit" aus der Nähe betrachtet massiv erkennen. Vor allem Menschen und der Wüstenwind haben respektlos an diesen großartigen Bauwerken genagt. Heute verbeugen wir uns mit Hochachtung vor diesen Leistungen!
Wie im Mittelmeer versunkene Beweise zeigen, begannen Menschen schon vor 9000 Jahren Steinkreise zu errichten. Die Menhire von Stonehange sind zwar verglichen mit den Pyramiden einfach, doch stellen sie den Höhepunkt dieser Steinkreise dar und Besucher empfinden es als geheimnisvollen mystischen Ort, der schwer alle Hintergrunde preisgeben will. Sie sind vermutlich gedacht als steinzeitliche Version unseres Jahreskalenders. Was konnte Menschen bewegen solche Megalithen wie in Stonehange oder Carnac mit den gegebenen einfachsten Mitteln ohne Rad so weit heranzuschaffen: Stonehange begann vor mehr als 5000 Jahren mit "Blausteinen", deren Masse etwa 1 Tonne beträgt und die 250 km von Wales transportiert worden waren, und später die bis 40 Tonnen schweren größeren Steine noch 40 km weit! Seit der Erfindung der Landwirtschaft von 10.000 Jahren war wohl der Sonnenuntergang am kürzesten Tag des Jahres mit der Verheißung neuer Sonnenstrahlen für längere Tage und eine gute Ernte genug Anlass für ein großes Fest mit kostbarem Schweinefleisch und dem mühevollen weiten Fußweg aus vielen Teilen Englands und sogar Schottlands.
Frisch und ganz unverbraucht begegnen uns dagegen geistige Leistungen der Antike wie etwa der Satz des Pythagoras. Die abstrakt formulierten Zusammenhänge geben uns das Gefühl von Unvergänglichem. Aber täuschen wir uns nicht, auch abstrakte Formeln werden irgendwann "vom Wüstensand verweht sein". Es wird niemanden geben, der sie interpretiert. Weiß etwa heute noch jemand zu schätzen wie präzise die Lapita-Seefahrer sich in den Weiten des Pazifiks orientieren konnten?